Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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343. An Christiane Vulpius.

den 24ten Jenner 1804

Liebe Tochter!

Tausend Danck vor Ihren Lieben Brief, Sie haben sehr schön und klug gehandelt mir von der |: Gott Lob und Danck :| wieder kehrenden Gesundheit meines Sohnes mich zu benachrichtigen, denn es gibt aller Orden Menschen die sehr gerne Unglück verbreiten – und es zum Schrecken noch vergrößern – also nochmahls meinen Besten Danck! Auch bin ich auf Ihre Liebe Zusage gantz beruhigt – doch erbitte mir bald die Fortdauer der mir so theuren Gesundheit zu berichten denn des Menschen Hertz, ist wie längst bekandt, trotzig und verzagt – Es hat hir verlautet, daß Frau von Stael Sich sehr vergnügt in Weimar befindet – und daß diese Fürstliche Residents den Ruhm über alle Orde wo Sie bißher war den Preiß davon tragen – und durch Sie verewigt werden wird. Daß das Christkindlein von Ihnen und dem Lieben Augst beyfall erhalten hat, war mir sehr erfreulich – daß aber die Schurcken den Confect gefreßen haben hat mich geärgert – Erfahrung macht klug – auf einandermahl sollen die Gaudiebe es wohl bleiben laßen. Die Mode Journahle und Mercure erwarte mit Vergnügen. Die Comedien Zettel vom Jenner wird mein Sohn erhalten haben? Bald wird es in Weimar prächtig hergehn, wenn der Erbprintz mit Seiner Gemahlin seinen Einzug halten wird – auserdem hoffe ich, daß Sie Liebe Tochter die Carnewahl Zeit hübsch lustig zubringen werden die Nachricht davon wird mir ein Zeichen seyn, daß mein Lieber Sohn sich völlig wohl befindet – Dancken Sie in meinem Nahmen dem Lieben Augst vor seinen Lieben Brief – die Großmutter die ohnehin nicht gerne schreibt, kan es heute nun gantz und gar nicht – denn die Witterung ist wie im May – ich schreibe bey offenen Fenster und Thüren und diesen Nachmittag bleibe ich nicht zu Hauße – und doch muß dieser Brief heute auf die Post denn Morgen und übermorgen ist kein Posttag – und länger kan ich meinen Danck nicht aufschiben – Also nochmahls meinen wärmsten und hertzlichsten Danck! Grüße ohne Zahl an meinen Lieben Sohn – und eben so viele ditto an den Lieben Augst und an Ihnen ditto ditto von

Eurer allen
treuen
Mutter und Großmutter
Goethe.


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