Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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276. An Christiane Vulpius.

den 21ten Juli 1798

Liebe Freundin!

Vor dißmahl nur meinen besten Danck vor Ihr Liebes Briefgen, und vor die Bücher – Mich freuts ungemein daß alles bey Ihnen wohl ist – das ist mein bestes Labsahl auf dieser Welt – Erfreuen Sie mich von Zeit zu Zeit mit guten Nachrichten – und Sie sollen Lob und Danck davor haben. Der Liebe Augst ist ja auserordentlich fleisig – so viel zu schreiben – und in der Ordnung mit vergnügen leße ich seine Kunst sachen – es ist ein Lieber herrlicher Junge – Gott erhalte Ihn gesund. Herr Rath Krauße und Demoiselle Schnautz werden jetzt wieder in Weimar seyn wir haben einander öffters gesehen, und es hat Ihr hir wohl gefallen – übrigens ists Jetzt bey uns zimmlich still – alles ist in den Landhäußern – oder in den Bädern – Ich bin auch sehr oft auf dem Land bey guten Freunden – Sie Liebe Freundin kennen nun freylich diese Menschenkinder nicht, aber was thut das, genung Sie hören doch wie sich die Großmutter amusirt und ihren Sommer hinbringt – den gantzen Sontag bin ich vor dem Bockenheimer thor in Senator Stock Garten – in der Woche vorm Allerheiligen Thor bey Madam Fingerling – dann über Sachsenhaußen auf einem prächtigen Gut bey Herrn Kellner – und so habe ich 3 biß 4 Orte wohl es mir sehr wohl behagt. Sie sehen hiraus, daß die Großmutter sich des Lebens noch immer freut – und warum solte es einem auch auf dieser schönen Gottes Erde nicht wohl seyn – das wäre garstiger Undanck vor alle die Wohlthaten die Er mir in meinem Leben erzeigt hat – und unter Gottes Lob und Danck soll so ein Tag nach dem andern hingehn, biß der Vorhang fält. Leben Sie wohl! Grüßen den Lieben Wolf – und behalten Lieb

Ihre wahre Freundin u treue Mutter Goethe.


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