Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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295. An Goethe und die Seinen.

Am Ersten Ostertag (13. April) 1800

Lieber Sohn!

Hirbey kommt das gewöhnliche Welch korn – Ihr habt es zwar noch nicht verlangt – da es aber alle Jahre um diese Zeit begert wurde; so schicke ichs in Hoffnung daß es gerade zu recht kommen wird. Schöff Hetzler wird dir geschrieben und wegen der Contibuzion alle mögliche Aufschlüße gegeben – auch dabey erinnert haben, daß ich die Bezahlung auf mich nehme – Ich habe dich in Bausch und Bogen auf 10 000 f angesetzt und 1797 200 f vor dich bezahlt – auch würde ich alles vor mich stillschweigend abgemacht haben – wenn das Amt deine Erklährung nicht verlangt hätte – du magt dich nun angeben wie du mit gutem Gewißen thun kanst – |: noch einmahl seye es gesagt :| vor die Zahlung braucht du nicht zu sorgen. Am Freytag den 11ten Aprill empfange ich von Weimar eine Rolle mit Musick von meinem alten Freund Krantz – das hat mich sehr gefreut – dancke Ihm doch in meinem Nahmen aufs beste und freundliste davor – wenn ich auch selbst nicht so geschickt bin es gleich zu singen und zu spielen; so haben wir hir Persohnen, die mir den Vorschmack davon geben sollen biß ich es selbst executiren kan. Die Edle Musica geht bey mir eifriger wie jemahls – der Marsch aus dem Tittus hat mir wegen der vermaledeiten Sprünge viel noth gemacht!!! Jetzt ein paar Worte mit meiner Lieben Tochter. Sie verlangen feines Tuch zu den Hälsen – das sollen Sie sehr schön bekommen ferner Batist zu Kraußen – nicht auch zu Manschetten? Ich weiß wohl daß die meisten Herrn keine mehr tragen – wie es aber bey meinem Sohn Mode ist – das müßen Sie die Güte haben mir mit ein paar Worten zu schreiben. Auch muß ich Ihnen über Ihren großen Fleiß im Spinnen loben – das ist recht brav Ihro Demoiselle Schwester ist sehr geschickt so fein Spinnen zu können das ist viel nützlicher als womit sich die Frauenzimmer bey uns abgeben Dancken Sie Ihr in meinem Nahmen und empfehlen mich Ihr aufs beste. Vielen Danck vor die Bücher besonders vor den Janus der macht mir viel vergnügen – das muß wahr seyn Ihr Weimaraner seyd glückliche Menschen! Alles schöne – alles große – alles Vortrefliche habt Ihr im Überfluß – wir dancken Gott! vor die Brosamen die von Eurem Tische fallen! Wenn aus Demoiselle Caspars in Weimar nichts wird, so wird in ihrem gantzen Leben nichts aus ihr – Sie ist aber auch mit ihren Aufenthalt in Weimar vergnügt wie eine Königin. Lieber Augst! Wie sehr hat mich die Beschreibung der Macerade ergötzt – und daß du gedantzt hast das war auch recht schön – hir dürfen keine gehalten werden Bälle ohne Masken gabs die menge – von hören weiß ich daß die junge Welt sich recht lustig soll gemacht haben – jedes Alter hat seine Freude – die Großmutter geht um 10 Uhr ins Bett – und läßt Tantzen wer Lust und Liebe dazu hat. Wenn du die Großmutter besuchen wilsts; so mußt du Vater und Mutter mitbringen – allein mögte dir die Zeit bey der alten Großmutter zu lang fallen. Kranck warst du – das laße unterwegens bleibe hübsch gesund – und behalte diejenige lieb die imer ist

Euer aller
treue Mutter u Großmutter
Goethe.


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