Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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345. An Goethe.

den 9ten Aprill 1804

Lieber Sohn!

Mit dem heutigen Montägigen Postwagen ist in einem Embalirten Kästgen das welsche Korn – die verlangten nacht Kappen auch zwey Stück ostindischen Nanckien zu einer Somerkleidung vor den Lieben Augst abgegangen – wünsche das es alles wohl anlangen und wohl behagen möge. Das welsche korn ist wegen dem ausgebliebenen Regen nicht so schön, die Körner sind klein viel kleiner wie sonst – ich konte es nicht beßer schicken – so wenig größer machen, als die Rosine im Jurist und Bauer die Eyer. Vor den mir überschickten Comedien Zettel von Willhelm Teil dancke gar gar schön, er hat mir mehr als eine Freude gemacht, erstlich habe ich das weimarer Theater personahle daraus ersehen |: freylich weiß mann manchmahl nicht weil kein Herr – keine Madam u Demoiselle dabey steht welches von den dreyen die Person eigendlich ist und vorstelt – da wir auf unsern Zettlen gleich wißen woran wir sind :| zweytens da das Kind nun das Tages Licht erblickt hat; so werde ich es auch zu sehen bekommen – und diese Erwartung macht mich sehr glücklich – Grüße Schiller! Und sage Ihm, daß ich Ihn von Hertzen Hochschätze und Liebe – auch daß Seine Schrieften mir ein wahres Labsahl sind und bleiben – Auch macht Schiller und du mir eine unaussprechliche Freude das Ihr auf allen den Schnick – Schnack – von Rezenziren – gewäsche – Frau Baaßen geträsche nicht ein Wort antwortet; da mögten die Herrn sich dem sey bey ergeben – das ist prächtig von Euch – Hätte das Herr von Meyer verstanden; so hätte Er sich nicht so viel ärger zugezogen! Fahrt in diesem guten Verhalten immer fort – Eure Wercke bleiben vor die Ewigkeit – und diese armselige wische zerreißen einem in der Hand – sind das planiren nicht werth puncktum. Lieber Sohn! Hast du denn die Güte gehabt das Kindlein von Freund Tesche die 3 Billiet benamset mit gnädigen Augen anzusehn, und Ihm ein wort des Trostes darüber mitzutheilen – Lieber Himmel! Es krablen ja so viele um den Parnaß – laße Ihn mit krablen. Grüße meine Liebe Tochter – den Lieben Angst –

von
Eurer
treuen Mutter u Großmutter
Goethe.


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