Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

349. An Goethe.

den 11ten October 1804

Lieber Sohn!

Es ist beynahe eine Ewigkeit daß ich sowohl von dir als von den deinigen nicht vernommen habe – hie und da hat mir die Fama gute Nachrichten von dir überbracht – als z.E. Herr Consul Bethmann – Herr von Schwartzkopf die haben die herrlichsten Nachrichten von dir – deinem schönen Hauß – deinen übrigen vortreflichen Kunstsachen und über alles die gütige Aufnahme die du Ihnen erzeigst hast nicht genung rühmen und preißen können – So was macht mich denn auf lange Zeit wieder froh und glücklich. Hir kommt ein gantzer schwaal von Comedien Zettel – weil die Meße alle Tage ist gespielt worden drum ist die Anzahl so ansehnlich – auch war die Einnahme nicht schlecht sie betrug 12 000 f.

Lieber Sohn! Ich habe in diesen Tagen ein Werck von dir geleßen welches ich nicht genung habe bewundern können, und welches mir große Freude gemacht hat – das Leben von dem großen Künstler und noch größern Menschen Benvenouto – das ist herrlich und hat mir auch frohe Tage gemacht. Es geht das gerede daß wir das Vergnügen haben sollen Demoiselle Jagemann bey uns zu sehen – Sie würde in einigen Gastrollen auftretten und uns dadurch großes Vergnügen gewähren. Die Castanien die ich überschicken werde – sollen hoffe ich dißmahl vortreflich seyn – denn der Wein ist Gottlob und Danck dieses mahl herrlich gerathen – viel und gut – und so wie der Wein, so die Castanien. Herr von Schwartzkopf hat mir den Comedien Zettel vom Götz von Berligingen gegeben – potz fischgen was Menschen gehören zu der Aufführung! Indeßen schmeichlen wir uns ihn auch hir aufführen zu sehen. Syndikus Schlossern komt so eben zu mir hört daß ich an dich schreibe – und grüßt dich hertzlich. Neues gibts nichts als daß die Meße wieder einmahl recht gut war – das war das erste mahl in langer Zeit, daß ich sie loben hörte – Kayser Napoleon war in Mäntz – mich ging das nun weiter nichts an – sehr viele Franckfurther haben Ihn – – – gesehen.

Lebe wohl! Grüße deine Lieben – wenn die Castanien kommen als dann wieder etwas

von
Eurer
treuen Mutter
Goethe.


 << zurück weiter >>