Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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324. An Goethe.

den 24ten September 1802

Lieber Sohn!

Herr Schöff Wallacher empfiehlt sich dir aufs beste und bittet eine Frage an dich nicht ungütig zu nehmen, und Ihm durch mich die Antwort zu kommen zulaßen. Er hat eine sehr große Sammlung von Porträt – in Kupperstichen – wo Er jeden Nahmen weiß – nur in Lavaters Phisionockmick sind viele Köpfe die Er nicht weiß und doch gerne wißen mögte – zu dem Ende hat Er mir einen Catalog übergeben wo alle diese Köpfe sorgfältig Numerirt sind und hat mich ersucht dir solchen zu übersenden – das würde aber von keinem Nutzen seyn, wenn du hierinnen Ihm nicht gefällig seyn könnest – wilsts und kanst du Ihm darinn einen gefallen erzeigen; so ist es als denn Zeit ihn dir zu zuschicken. Er glaubt da du mit an der Phisonomi gearbeitet hast; so würdest du Ihm am besten helfen können – und in diesem Fall könstet du so lange Zeit als du nur wolstet damit zu bringen – es hätte damit nicht die geringste Eile – so weit das begehren und die Bitte des Herrn Schöff Wallachers. Jetzt frage ich – was macht Ihr denn sampt und sonders? Es ist eine Ewigkeit daß ich von Euch nichts gehört und gesehen habe – übel nehme ich es Euch nicht – denn wenn bey Euch die Hitze so war wie bey uns, so schließe ich von mir auf Euch denn so faul war ich in meinem Leben nicht, wie diesen Sommer!!! mir genügt indeßen daß ich doch öffters erfahre was Ihr macht, die jungen Studenten schreiben fleisig und wenig Briefe sind, wo deiner nicht mit der größten Veneration gedacht wird – das macht mich denn allezeit sehr glücklich. Heute kommt Eduart Schlosser mit seiner Mutter hieher, der soll mir viel erzählen. Kastanien werde nach dem Herbst besorgen. Lebe wohl! Grüße deine Lieben von

Eurer
treuen Mutter
Goethe.


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