Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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285. An Goethe.

den 10ten May 1799

Lieber Sohn!

Frau Elise von Bethmann – empfiehlt sich dir und ersucht dich – ob du wolstes die Güte haben ihr bey dem Weimarer Hoffgärtner ein Kistgen Nordamerikanischer Holtzarten – wie auf beykomdendem blättgen das mehrrere zu ersehen – kaufen und mit dem ersten Postwagen anhero zu spediren doch unter meiner adreße – auch solst du thun als wäre es vor dich selbst – Sie glaubt – daß Sie dadurch am besten versorgt werden dürfte – Solten außer den hirbey kommenden 4 Louidor noch etwas auslage dabey seyn – so wird alles mit dem besten danck erstattet werden. Vor Euren Lieben Brief vom 24 ten Aprill dancke recht sehr er hat mir viel und große Freude gemacht. Dein jetziges Looß ist No. 702. Gestern speißte bey Frau Elise und trafe dem Bremischen Gesanden da an – der mit dir in Leipsig studirt hat – der Mann hatte eine Seelenfreude mich als deine Mutter kennen zu lernen – seinen Nahmen habe ich vergeßen – villeicht höre ich ihn noch einmahl – dann solt du ihn wißen – Er kam von Rastadt – Großer Gott! was ist das vor eine Geschichte!!! Wir sind alle wie vorn Kopf geschlagen – Ich laße mich sonst nicht leicht etwas so mir frembt ist ängstigen aber diese greuel kan ich gar nicht aus dem Sinne kriegen. Gott Lob und Danck! daß du in Weimar und nicht in Paris bist! Ich fürchte wenn die Nachricht unter den Pariser pöpel kommt – sie bringen alle Deusche um – Wenn ich jemand jetzt von den meinen in Franckreich oder wo sonst Frantzosen sind wüßte – ich glaube ich stürbe vor Angst – ich muß nur davon aufhören – sonst kommen mir die Greuelgesichten wieder in Kopf – wie gestern – ich war im Schauspiel, hörte und sahe aber nichts – vor lauter nachdencken über dieser Abscheuliche that. Lebe wohl! Grüße alle deine Lieben von

Eurer allen treuen Mutter Goethe.


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