Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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387. An Goethe.

[9. Juli 1807.]

Eine Rezention aus den Theoloigen Annalen über die Bekentnüße einer schönen Seele im 3 ten Band von Göthens Wercken. Dieses in das Fach der religiösen Schrieften einschlagende Kunstwerck, ein mit Liebe gearbeitetes Meisterstück unsers größten Dichers, der Klarheit mit Tiefe, Einfalt mit Erhabenheit wunderbahr verbindet, – wird zugleich mit Iphigenie von Tauris und mit den Leiden des Jungen Werthers, in den Tempel der Unsterblichkeit eingehn. Villeicht ist es nicht allgemein bekandt, daß der Verfaßer mit diesen Bekentnüßen einer schon seit länger als 30 Jahren zu Franckfurth am Main entschlafenen Freundin seiner noch lebenden Frau Mutter, einer Freulein von Klettenberg, die Er wie eine Mutter verehrte, und die Ihn wie einen Sohn liebte, ein beyder Theile würdiges Unvergängliches Denckmahl gesetzt hat.

Je öffter man diese geistreiche Bekentnüße liest, um somehr bewundert man sie, und der Verfasser dieser kurtzen Anzeige wird sich, so lange ein Odem in ihm ist, jedes der hohen Achtung, die einem solchem mit Gottes finger als einzig bezeichnetem Geiste gebührt, zu nahe tretenden Urtheils über andere Theile seiner Schriften enthalten, welche villeicht eines solchen Geistes nicht gantz würdig gefunden werden mögen.

Auf der andern seite steht meine Rezention.

Psalm 1 – Vers 3 – auch seine Blätter verwelcken nicht.

Das ist der Lieben Klettenbergern wohl nicht im Traume eingefallen – daß nach so langer Zeit Ihr Andencken noch grünen – blühen und Seegen den nachkommenden Geschlechtern b[r]ingen würde. Du mein Lieber Sohn! warst von der Vorsehung bestimt – zur Erhaltung und Verbreitung dieser unverwelcklichen Blätter – Gottes Seegen und Tausend Danck davor! und da aus dieser Geschichte deutlich erhelt – daß kein gutes Saamen korn verlohren geht – sondern seine Frucht bringt zu seiner Zeit; so laßt uns gutes thun – und nicht müde werden – den die Ernte wird mit vollen Scheuern belohnen.


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