Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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271. An Christiane Vulpius.

den 15ten Februar 1798

Liebe Tochter!

Sie haben mir durch die überschickten Bücher eine große Freude gemacht besonders war ich entzückt Angnes von Lilien jetzt gantz zu besitzen, die ich mit so großer Begirde in den Horen suchte aber immer nur stückweiß fande – ich machte mir also ein rechtes Freudenfest und ruhte nicht biß ich damit zu Ende war – so viel ich mich erinnere von meinem Sohn gehört zu haben ist die Frau Verfaßerin eine Schwägerin von Schiller – – O! laßen Sie dieser vortreflichen Frau meinen besten Danck vor dieses herrliche product kund und zu wißen thun. Auch Julie hat mir sehr behagt wer ist denn die Verfaßerin davon? Ja meine Liebe! Sie können kein beßeres und verdinstlicheres Werck an Ihrer Sie liebenden Mutter thun, als daß Sie die Güte haben, wenn Ihnen solche liebliche Sachen zukommen mich in meiner Geistesarmuth theil darann nehmen zu laßen – auch verbinde ich mich im Fall Sie Ihre Bibliotheke mit ausschmücken wollen – das was Sie etwann verlangen sollten wann ich es geleßen wieder zurück zuschicken. Wir haben hir das Thirische Leben betrefendt an nichts Mangel – aber dem Geist geht es wie Adonia dem Königs Sohn im Alten Testament – von dem geschrieben steht wie wirst du so mager du Königs Sohn. Also nochmahls meinen besten Danck, vor die gute und genüßbahre Speiße womit Sie mich erquickt haben. Es freut mich überaus daß alles was mir in Weimar lieb und theuer ist sich wohlbefindet – Auch das ist recht und brav daß Sie Sich den Winter in Ihrem Häußlichen Circul als außer demselben Vergnügen machen – denn die heiligen Schriftsteller und die profanen muntern uns dazu auf, ein fröliges Hertz ist ein stetes wohlleben sagen die ersten – und fröligkeit ist die Mutter aller Tugenden steht im Götz von Berlichingen. Wegen des Krieges wachssen mir auch keine graue Haare – das was ich neulich an Ihnen schriebe – daß wenn es in Weimar gut mit meinen Lieben geht und steht mich das lincke und rechte Reinufer weder um Schlaf noch appetit bringt – ist noch heut dato meine Meinung. Künfigen Montag wird seyn der 19 te ist mein Geburths tag – da trincken Sie meine Gesundheit – das werde ich durch Simpathi spüren und fühlen und wird mir wohl thun. Leben Sie wohl! Grüßen meinen Lieben Sohn – und glauben daß ich ewig bin

Ihre Sie von hertzen liebende Mutter Goethe.


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