Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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269. An Goethe.

den 20ten Jenner 1798

Lieber Sohn!

Meinen besten Danck vor die mir überschickten Bücher – besonders vor den Schillerischen Musen allmanack – ich werde mir etwas mit zu gute thun – In dem Graffen von Donwitz hat innliegender Brief an dich gelegen – und ist vermuthlich aus versehen mit hieher geschickt worden – wenn der 2 te theil von oben erwöhnten Graffen von Donwitz in deine Hände kommt; so habe die Güte mir ihn auch zuüberschicken – weil mir so das Buch defect ist, auch von Schilly von Nehrlich muß ich mir das nehmliche erbitten – Geleßen habe ich noch von alledem nichts – weil ich vermuthe daß es etwas genißbahres ist – und ich mir so was gern vor die ruhigen stunden des Sontags aufspahre – du wirst mir jederzeit Freude machen wenn du mir Dinge die dir aus mangel der Zeit doch nicht viel nützen anhero zu schicken, die Güte haben wilst. Anbey übersende den Commedien Zettel von der zum erstenmahl gegebenen Oper – das ist ein herrlich Product – es streittet mit der Palmire um den Vorzug – Demmer und Madam Canabich haben sich selbst übertrofen – es war gantz herlich. Wir leben hir gantz ruhig und in der besten Hoffnung daß wir bleiben was wir sind. Ich vor meine Person befinde mich wie gewöhnlich gantz zufrieden – und laße die Dinge die ich doch nicht ändern kan ihren Gang gehen – nur Weimar ist der einzige Ort in der gantzen weiten Welt woher mir meine Ruhe gestöhrt werden könte – geht es meinen Lieben dort gut; so mag meinetwegen das rechte und lincke Reinufer zugehören wem es will – das stöhrt mich weder im Schlaf noch im Eßen. Daraus folgt nun daß Ihr mir von Zeit zu Zeit gute Nachrichten zusenden solt, damit ich gutes Muths bleibe – und meine noch übrigen Tage – Freut Euch des Lebens mit wahrheit und frohem Sinn Singen kan. Jetzt Lebe wohl! Grüße deine Lieben hertzlich von derjenigen die ist und bleibt

deine u ihre treue Mutter Goethe.

N. S. Bald hätte ich die schöne Musick vergeßen ich dancke davor – mein aufgewachtes kleines Musikalisches Talent hat dadurch einen neuen Sporn bekommen.


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