Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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377. An Goethe.

den 24ten November 1806

Lieber Sohn!

Das ist ja Vortrefflich, daß die Castanien endlich angelandet sind – doch bin ich nicht unzufrieden über die verzögernde Ankunft ich hätte villeicht diese mir so liebe Briefe nicht erhalten – also war auch dieses anscheinende übel gut – in der Welt geht es offte in größern dingen auf diese Weiße – der Postwagen findet übele Wege – endlich kommt er doch glücklich an Ort und Stelle u. s. w. Meiner hertzlich geliebten Tochter mögte ich nun gerne zum heiligen-Crist eine kleine Freude machen – da ich aber in der Entfernung Ihren Geschmack nicht wißen kan; so nehme meine Zuflucht zur dir – wenn Sie Sich in den viel jüngern Jahren, so gern hübsch anzieht – wie die Urgroßmutter noch in ihren alten Tagen; so hätte Lusten Kleidungs-Stücke zu übersenden – solte Ihr sowas behagen; so muß ich vor das erste wißen – die Gattung des Zeugs – seiden – Mouselin – Taffend u. d. g. Zum Zweiten das Ehlenmaß so viel habe von Augst gelernt, daß die Weimarer Ehle – bey uns ein &frac12; Stab ist – also nur nach nach der Weimarer gefordert, da werde ich nun nicht mehr irre – doch ists nothwendig, daß der Schneider angibt |:weil die Breiten sehr verschieden sind:| wie viel wenn der Zeug – 4 viertel – 5 – oder 6 vietel breit ist – nun das Hauptstück ist die Farbe – ein stückgen Band mitgeschickt ist das sicherste. Nun frage auch den Lieben Augst – was Ihm nöthig ist – und Freude macht – Ehlenmaß und Farbe muß Er auch bestimen – An Deutlichkeit fehlt es nun glaube ich meiner Erklärung nicht. Daß deine vor uns alle so theure Gesundheit bey diesen großen Unruhen – und erschrecklichem wirr warr sich gut gehalten hat – davor dancke ich täglich – dem Gott der alle Wunder thut und bin überzeugt Er erhält und stärckt dich – Er rüstet dich aus mit neuer Kraft – und führt alles herrlich hinaus. Nochmahls hertzlichen Danck vor die 4 lieben Briefe die ich in so kurtzer Zeit erhalten habe – und wovon 2 sogar von deiner eigenen Hand sind! Grüße meine Liebe Tochter – den Lieben Augst von

Eurer aller Euch Liebenden Mutter und Großmutter Goethe.


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