Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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332. An Goethe.

den 10ten Jenner 1803

Lieber Sohn!

Demoiselle Mayer ist wegen ihres guten Lebens wandels – ihres Fleißes – ihrer Anstrengung bey dem Pupplicum sehr beliebt – es hat also nachsicht mit ihrer schwachen Stimme – mich dauert Sie immer Sie würde mit Ihren Anlagen eine Brave Sängerin werden denn Ihre Stimme ist lieblich und angenehm, aber Ihre Brust ist sehr schwach – In einer großen Oper z.E. Sextus kan Sie am Ende fast nicht mehr fort – aber wie oben gesagt wir haben Sie Lieb bedauern Sie und ablautiren – als Schauspielerin hat Sie gar keinen Werth – Sie kaut alles mann versteht Sie kein wort – in stille Wasser sind tief macht oder verdirbt Sie vielmehr die kleine Rolle der Thereße – so auch in den kleinstädter – es ist auch bey uns nur aus Noth wenn Sie gebraucht wird – indem drey unseren besten Schauspielerinnen von hir weg sind. Ihre Stimme ist seit voriges Jahr nicht stärcker geworden – also gebeßert hat Sie sich wenigstens nicht – Ich habe Sie hirmit gezeichnet nach Leib und Seele – Solte ich etwas vergeßen haben; so berichte es mir und ich will es nachholen – dem Lieben Augst seinen Brief habe erhalten – auch schon beantwortet – daß Ihr alle wohl seyd – macht mir heute einen frohen tag – Gott! Erhalte Euch ferner Gesund und vergnügt – Lebt wohl! Tausend grüße an meine Liebe Tochter und an Augst von der alten Mutter u Großmutter

Goethe.


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