Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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374 An Goethe und Christiane Vulpius

Sambstag d 18ten October 1806

Lieben Kinder!

Nachdem dißmahl die Castanien so auserordtlich gerathen sind; so überschicke ich hirmit eine Noble Quantität – auch habe wohl bedachtsam die größern von den kleinern mit eigenen Händen auf beste separirt und von einander abgesondert um Euch die Mühe zu ersparen – welches wie ich hoffe Ihr mit dem gebührenden Danck erkennen werdet – mein Wunsch ist, daß sie Euch in Gänßebraten – und blau kohl wohl schmecken und noch beßer bekommen mögen. Wie lebt Ihr denn in diesen kriegerischen Zeiten? bey uns ists jetzt pasabel stille – aber vor 14 tagen da gings durcheinander pele melle – 5 Mann bekamme ich vor mein theil zum Einquatiren – alles ging gut ich war froh und heiter – die Bursche wurdens auch – Eßen u Trincken schmecke ihnen gut u.s.w. Bald kan ich dir auch umständliche Nachricht von unserer jetzigen Verfaßung geben – denn da du noch immer Franckfurther Bürger bist; so mußt du doch auch von der großen Umwältzung etwas erfahren – was ich so hir und da davon gehört habe gefält mir wohl. Lebt wohl! Gott! Erhalte Euch und gebe uns den lieben, theuren und werthen Frieden. Amen.

Eure treue Mutter Goethe

N. S. Montags den 20ten dieses – gehn die Castanien mit dem Postwagen an Euch ab.


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