Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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293. An Goethe.

den 28ten Februar 1800

Lieber Sohn!

Schon längst hätte an Euch alle schreiben sollen, schon längst mich bedancken bey dem Lieben Augst vor seinen lieben Brief wo ich abermahls so viel gelernt habe – Tausende von Bücher sind in meinen Händen geweßen ohne daß ich jemahls gewußt hatte wie der Buchbinder das Werck anfängt und beendigt – dancke Ihm in meinem Nahmen vielmahls davor – daß Er auch darinn die Großmutter belehrt hat – wenn Er in andern Künsten wieder etwas lernt; so wird es mir Freude machen wenn ich durch Ihn auch in Zukunft belehrt werde. Daß meiner Lieben Tochter das kleine Geschenck Vergnügen gemacht hat that meinem Hertzen sehr wohl – grüße Sie hertzlich, und versichere Sie meiner Mütterlichen Liebe. Auch dancke ich vor die überschickten Mercure und Modejournahle, auch vor den Janus – wenn Ihr die Fortsetzung davon erhaltet; so erbitte ich mir sie ebenfals – denn es hatt mich und meine Freunde sehr amusirt. Nun kommt auch der beste Danck an dich Lieber Sohn! daß du Demoiselle Caspars so gütig aufgenommen hast, Sie ist über ihre Situation enzückt – hat einen Brief von 4 seiten an Frau Senator Stock geschrieben – und kan das liebe Weimar nicht genung loben und preißen. Jetzt bin ich mit meinem Danck zu Ende – und das war der Entzweck meines Briefes denn sonst weiß ich in der Sonnen-Welt nicht zu schreiben, daß Euch nur im mindesten Intresiren könte – Mann Tantzt mann ists mann trinckt – gerade wie vor 6000 Jahren – die Frantzsoßen laßen uns so zimlich in Ruhe – werden es aber villeicht wie gewöhnlich wieder auf die Meße verspahren. Nicolovius seine Frau und 3 Urenckel kommen im Aprill die Syndikus Schlossern zu besuchen – ich freue mich die kleinen zu sehen, und als Urgroßmutter zu paradiren. Lebe wohl! Laße bald etwas von dir hören – Grüße deine Lieben – Auch Schiller und dancke Ihm vor die Glocke. Ich bin ewig

Eure
treue Mutter
Goethe.


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