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Iphimedeia

Iphimedeia, die Gattin des Aloeus, faßt eine heftige Liebe zu dessen Vater Poseidon. Ihrem Bunde entspringen die zwei schönsten Männer der damaligen Zeit.

»Wie wild ist heut zu schauen
Das Meer in seiner Wut!
Es flieht der Schlaf mich, wehe!
Nicht sänftigt deine Nähe
Die Angst in mir – o Grauen,
O Sturm in meinem Blut!« –

»Sei ruhig, Weib, und schmiege
Dich eng an meine Brust –
Blick nicht hinaus entgeistert,
Schlaf nur! Der draußen meistert
Der Wogen Schreckenswiege,
Zieht fort dich in den Dust!« –

»In Schaumes Katarakte
Sieh, wie sein Haar dort weht,
Mich faßt ein furchtbar Zagen,
Nicht länger kann ich's tragen –
O diese Brust, die nackte,
Der Züge Majestät!«

»Ich seh durchs Grau ihn glänzen
In der Delphine Schar,
Vor seines Dreizacks Zorne
Der Triton mit dem Horne,
Und wirre Algen kränzen
Den Bart ihm und das Haar!«

»Du fieberst, meine Teure!«
Er preßt sie an sich heiß,
Hält sie, was es auch gälte –
Da strömt aus ihr die Kälte,
Die Angst, die ungeheure,
Deckt seine Stirn mit Schweiß.

Eh' er bezwingt das Grausen,
Ringt sie sich von ihm los –
Ein Sprung – von unten Stimmen,
Die klingen und verschwimmen,
Fanfarenstoß – mit Brausen
Schließt sich des Meeres Schoß.

Er steht allein – die Welle,
Ein schlafend Kind, um ihn,
Auch nicht ein Kräuseln zeigt sich,
Und vom Orion neigt sich
Zur See hinab die Helle,
Der Sterne Baldachin!


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