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Der Baum des Lebens

Walt Whitman sah ihn in Louisiana blühen,
In Böhmen ich – dies Gottgewächs voll Pracht!
Auch hier der Krone Wucht, des Glückes Glühen,
Der Zweige Sanglust – und Begierden sprühen
Aus Arm und Herz und Mund mit gleicher Macht!

Der Baum des Lebens! – Fromm und barhaupt breite
Ich segnend meine Hände über ihn;
Ob ihn der Frühe Goldgewand umgleite,
Das Abendrot ihn licht zur Ruhe leite,
Die Schatten ihn der Nacht gelind umziehn.

Ein unaufhörlich Leben, Aufwärtsdringen,
Ein Ast erstirbt, fünf frische streben vor,
Für eine Knospe hundert neu entspringen.
O hehr Mysterium in all den Dingen!
Hörst in den Zweigen du der Bienen Chor!

Sieh statt des welken neues Laub sich heben,
Ein Werden, das unendlich fort besteht,
Und in dein ewigen Grünen sieh das Leben,
Des Fasern ineinander sich verweben
Zum Kreislauf, der in fester Ordnung geht.

In seinem Schatten hundertfach Umfangen,
Und im Gezweig der Vögel froh Gedicht,
In Lippen, Armen liebendes Verlangen
Und Glücksgefühl, unzählbar aufgegangen,
Grüßt eine Blüte, grüßt ein Kind das Licht.

Walt Whitman sah ihn in Louisiana blühen,
In Böhmen ich – drin wurzl' ich, meine Brust
Läßt hell ihr Lied aus feinen Ästen sprühen,
Ich glaub ans Sein, der Freude, Liebe Glühen ...
O Baum des Glücks, wachse zu Aller Lust!