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Aus den Gedichten der Jahre 1894-1908.

Winden im Brachfeld

Übers Feld hin schritt das Geschick. Zertreten
Niederliegt vom grausamen Fuße alles –
Scheu nur fragt, verwundert das Herz sich: Blüht hier
Wieder ein Frühling?

Doch wie unerbittlich der Schritt gewesen,
Langsam wieder sprießt mit der Zeit ein neues,
Frisches Grün, es schlingen sich lange Ranken,
Und ihre Kelche

Öffnen sanft, süßbittere Düste atmend,
Weiße Winden, rot von der Frühe Anhauch,
Dem Opal gleich, und, von dem Tau befeuchtet,
Schimmern die Blätter. –

So auch dir, brachliegendes Feld des Herzens,
Wo zerstört schien jegliches Blühn für ewig,
Heben neu sich unter des Frühlings Kusse
Schüchterne Winden!

Weiß und sanft, süßbitter wie Mandeln duftend,
Mit der Träne stillen Verzichts tiefinnen,
Die sich zitternd keusch dem Opal vermählt im
Leuchtenden Kelche.

Friede ist und mildes Vergeben alles!
Hundertmal zerstampft, haucht Frieden das Feld aus ...
Hochauf über blühenden Winden wieder
Jubelt die Lerche.


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