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Hermes

Hermes, zauberreich im hohen
Götterkreise,
Setzt auf Land und Flut die frohen
Flügelschritte leicht und leise;
Führer in des Hades' Schauer,
Ew'ger Dauer,
Fühlt er nie des Alters Macht.

Den Nepenthes in den Haaren,
Schwingt er seinen
Zauberstab; ihm folgen Scharen
Dunkler Schatten; die mit Weinen,
Die gelassen und zufrieden,
Denn beschieden
Ist die Ruhe mit der Nacht.

Leise hin zum Lethe streichen
Sie gemessen,
Und es brennen ihre bleichen
Lippen nach dem Trank: Vergessen,
Nach dem süßen Schlaf die Glieder;
Er kehrt wieder,
Wo das Leben stürmisch wacht.

Klopft an Hütten und Paläste,
Geht durchs breite
Stadtgewühl, wo hell beim Feste
Zu dem Becher klingt die Saite,
Tritt als Gast zu Not und Elend,
Wo beseelend
Nie des Lebens Schimmer lacht.

Naht auf weitem Meer den Booten,
Wenn sie sinken,
Und dann führt er hin die Toten,
Daß sie ew'gen Frieden trinken.
Der Geleiter ist er allen,
Ob sie fallen
Hier vom Blitz, dort in der Schlacht.

Seinem Werk in Ruh ergeben,
Unempfindlich,
Macht er alle Welt erbeben,
Wie der Tod unüberwindlich.
Ob er trifft den Geist verwittert,
Ob erbittert,
Dessen hat er nimmer Acht.

Plötzlich hebt, emporzuschweben,
Er die Schritte,
Ruht im Schoße lächelnd Heben
Droben in der Götter Mitte,
Plötzlich um die Stirn zum Kranze
Reiht im Glanze
Sich ihm ew'ger Sterne Pracht.


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