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Die Winde

Am Morgen nur erschließt den Kelch die Winde
Und lacht im Thau, der Frühe zugewendet,
Sie blickt hinaus voll Glaubens, gleich dem Kinde
Und schaut die Wunder, die der Tag verschwendet.

Im Lichte summt die Biene, vollgesogen,
Die selbst ein Tropfen Honigs scheint von Golde,
Und eh ihr Lied verklang, kommt hergeflogen
Der Falter schon, des Äthers Kind, das holde.

Der trägt die ganze Jugend auf den Schwingen
Und kommt an ihren Busen sich zu neigen,
Die Blume fühlt, wie Freuden sie durchdringen
Und haucht den ganzen Duft aus, der ihr eigen.

Schließt dann, geliebkost von der jungen Sonne,
Ihr Schneegewand und hüllt sich ein darinnen,
Sie birgt in sich die Ernte all der Wonne,
Beglückt von ihrem heimlich süßen Sinnen.

Sie sengt der Mittag nicht, der drückend brütet,
Des Windes Stöhnen kann sie nicht entfalten,
Sie träumt und weiß, den Thau gar wohl behütet
In ihres Kelches Glocke festzuhalten.

Geh übers Feld ich in der Sonne Glühen,
Denk ich des Glücks der Seelen, die empfanden
Des Lenzes Lust, der Liebe erstes Blühen
Und dann zur Zeit zu schließen sich verstanden.


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