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Moses Schatten

Vom Sinai schritt er mit der Tafeln Paar,
Sein Auge hell, von Licht umblitzt sein Haar,
Ein Gott, Gigant schien er den Schritt zu heben.
Das Volk, im Staube kniend, sah mit Beben
Empor zu seinem hehren Angesicht.
»Er sprach mit Jahve, trank das ewige Licht,
Und brach mit Engeln Brot, der Heilige, Hohe.
Nun bringt er das Gesetz uns. Seht die Lohe,
Die dreigestalt ihm auf dem Haupte glänzt,
Und wie die Wolke seine Stirn umkränzt.
Wie süß ist, ihm gehorchen, ihm gefallen!
Er ist der Führer, ist der Vater allen!«
Sie neigten sich, von Ehrfurcht tief gebannt.
Doch drüben, wo die schwarze Wolke stand,
Hielt auch ein Teil von Israel, zu schauen.
Die sahen auf zur Felsenhöh' mit Grauen.
Sie sahen, hinter des Propheten Schritt
Zog Fuß an Fuß ein Riesenschatten mit,
Den Stierhuf hob er grauenhaft im Schreiten,
Und Hörner ragten an der Stirne Seiten,
Und einen schweren Felsblock trug er nieder.
»Der Satan, seht«, ging's durch des Volkes Glieder,
»Folgt Moses nach, der wich von Gottes Wegen;
Den Block wird er auf unsern Nacken legen,
Daß er uns weh! zermalme und erdrücke!« –

So oft im Volke später Haß und Tücke
Und Aufruhr gor, ist es durch die geschehen,
Die Satan schreiten von dem Berg gesehen.


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