Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Fahrende Musikanten

Auf Ferien. Es ist so duftig, still.
Ich denke froh, wie ich nun schaffen will,
Und lasse mich von meinen Träumen wiegen.
Den bösen Riesen Zeit soll ganz besiegen
Der kleine David, meine Arbeit, jetzt.
Nun gilt es Eile, rasch ans Werk gesetzt!
Das Buch liegt da, ich greif' zur Feder schon.
Da vor der Thüre, welch ein Jammerton!
Das lärmt und zetert schrecklich in die Ohren
Und ins Gehirn fühl' ich den Mißklang bohren,
Und ihrer falschen Töne wild Gemisch,
Quiekt, kreischt und pfeift und jammert meuchlerisch
Ich schau durchs Fenster – rund im Kreise stehn
Die Spieler da, gar hager anzusehn,
Die Mützen schief, so tuten sie in Ruh
Und geben mit dem Kopf den Takt dazu.
Zum Teufel! Ist das »die verkaufte Braut?«
und zu schlag' ich die Thüre wild und laut
Und werfe Buch und Feder auf die Seite.
Die draußen spielen fort.

       Im Zorne schreite
Ich auf und ab, doch bald ist er verloht.
Wenn die da spielen um ein Stückchen Brot –
Sie wollen dich fürwahr, nicht sich vergnügen.
Sie freut es nicht, auf steten Wanderzügen
Heut, morgen, früh und Abend wie im Rasen
Drauf loszustreichen und drauf loszublasen,
Um heut hier einen Groschen aufzufangen,
Dort ein Paar alte Stiefel zu erlangen;
Sie glauben auch, ganz trefflich aufzuspielen,
Schon froh, damit das Leben zu erzielen. –
Fürwahr, der Dichter und der Denker scheint
Nicht besser mir: Welten zu schaffen meint
Ein jeder und der Stirne schweren Schweiß
Zu krönen mit des Eden Blütenreis.
Und jagt er nach dem Wahren und dem Schönen,
Pflegt man ihn oft als lästig zu verhöhnen.
Auch sein Konzert ist just nicht immer rein
Und in die Klänge mischt sich Falsches ein,
Dem Ohr der Menschen ist's ein fremder Ton,
Auch manche Note fiel daneben schon:
Und dennoch will er stolz, daß man's vergesse
Und ihm noch reich des Beifalls Dank bemesse.

Ei, spielt nur! Ich beschenkte drauf die Leute
Und Buch und Feder ließ ich ruhn für heute.


 << zurück weiter >>