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Zwei Bilder

Auf dem Tisch vor mir zwei Bilder: ernst Victor Hugo,
Und mein Töchterlein daneben, blühend, frisch und froh,
Täglich bei der Arbeit seh ich beider Angesicht,
Und die Seele, was sie quäle,
Wird mir frei und licht.

Jugend eint sich hier und Alter, was erst kommt, was war,
Goldne Härchen, fein wie Seide und das weiße Haar,
Traun ein ganzes Leben, Lächeln hier und Furchen dort,
Doch aus beiden, nicht zu scheiden,
Quillt der Liebe Hort.

Hier Unsterblichkeit, den Zeiten eingeprägt die Spur,
Da mein Kind, von Engelsflügeln süßer Schimmer nur,
Der verschwinden wird, ein Kleinod, ach für uns allein;
Um mein Sinnen endlos spinnen
Beide holden Schein.

Manchmal streben meine Lieder auf zu Sternenhöhn,
Doch ein Blick auf meine Tochter, wieder lieb und schön
Scheint die Erde, wo sie mein ist, sie mein Auge sieht,
Mich entzückend, mich beglückend
Mehr, als Lerchenlied.

Oft drückt mich die Last zu Boden, ich verzage scheu,
Da ein Blick auf diesen Alten und ich fasse neu
Den Pokal, drin, Poesie, mir, deine Sterne glühn,
Was mich nieder ziehn will, wieder
Überwind' ich's kühn.

In der goldnen Mitte leb' ich stille und allein,
Deine Züge, Tochter, stillen aller Sehnsucht Pein,
Größe lehrt mich des olympischen Greises Angesicht,
Und die Seele, was sie quäle,
Wird mir frei und licht.


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