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Spanische Romanze

O Don Pedro, den viel Ehren zieren,
Ewiger Freier sonder Tadel, sprich:
Wann die holde Rose du, Elviren,
Überträgst ins eigne Beet für dich?

Jeden Abend unter dem Balkons
Seufzest du, geduldig stets, und girrst,
Und dein Herz sehnt sich nach süßem Lohne,
Und ein Wunder, daß es drob nicht birst.

Und doch strahlst du gleich der frischen Blume,
Wenn dein Haupt auch zeigt des Mondes Zier,
Und der Degen, dir zu stolzem Ruhme,
Baumelt um die Fliegenwaden dir.

Seht, er schreitet würdig auf und nieder,
Von dem Helm die hohe Feder weht,
Hört, wie er die ewigen Schmerzen wieder
Flüsternd haucht und in die Höhe fleht:

»Schöne Donna! Einmal Euch zu neigen
Gnädig nieder vom Balkon geruht,
Euren Schuh, das Strümpfchen mir zu zeigen.
Daß sich hebe mein verzagter Mut.

»Wie ein Geck mit Mandelingewimmer
Komm ich nicht, unziemlich ist das schon
Auch die Beine, sie gestatten nimmer,
Daß ich niederkrieche vom Balkon.

»Ja die Zeit grub – ich gesteh's im Grunde –
Furchen auf die Stirne mir genug –
Doch ein einziger Kuß von Eurem Munde
Und sie schwinden alle weg im Flug.

»Ja, die Blüte ist hinweggegangen,
Meine Glieder sind nicht anmutreich –
Aber ach, ein einziges Umfangen,
Ewige Jugend Hab' ich dann sogleich.

»Doch des Ruhmes Erbe ist mir worden,
Wie es kaum ein zweites Mal erstand,
Compostellas, Calatravas Orden
Trag' ich und das blaue Hosenband.

»Schrecklich war mein Schwert den Maurenscharen,
Grande bin ich, Admiral dabei,
Und es winkte schon vor dreißig Jahren
Ferdinand mir gnädig beim Turnei.

»Donna! Seh ich, daß zu dir sich schleiche
Jene Gliedergruppe Don Juan,
Glaube mir, daß ihn mein Dolch erreiche,
Und ich treff ihn – Gott bestimmt schon, wann.

»Schöne Donna! Einmal Euch zu neigen
Gnädig nieder vom Balkon geruht,
Euren Schuh, das Strümpfchen mir zu zeigen,
Daß sich hebe mein verzagter Mut!«

Und Elvira? Sitzend unter Rosen,
Selbst ein Röslein, fühlt die holde Maid
In dem stürmisch liebevollen Kosen
Don Juans des Himmels Seligkeit.

»Hörst du?« flüstert sie im Liebesbangen,
Drückt auf seine Stirne einen Kuß,
»Hör, der Narr hat wieder angefangen,
Und sein Seufzen ist mir zum Verdruß.

»Soll denn stören unsrer Küsse jeden
Sein Gekrächz, so kläglich und geschraubt?«
Lächelnd hört sie Don Juan so reden,
Neigt aus ihren Busen still sein Haupt.

»Süße Donna! Sonne meinem Leben!
Leicht mit einem Degenstich den Tod
Könnte ich dem lästigen Brummer geben,
Der in jugendlicher Sehnsucht loht.

»Doch mir ist zu Wohl in eurer Nähe,
Um zu solchem Gang bereit zu sein,
Leicht wär's, daß daraus Tumult entstehe,
Und ich büßte, was ich habe, ein.

»Während ich mich freu' des Minnelohnes,
Küssen darf die lieblichste der Fraun,
Laßt ihn durch das Gitter des Balkones
Euern kleinen Goldpantoffel schaun.

»So zum Glücke wird es beiden taugen
Und wir beide finden unsern Preis,
Ich im Glanze Eurer sanften Augen,
Er in Eurer Strümpfe zartem Weiß.

»Doch begehrt ihr's, wird sofort zum Rächer
Hier mein Degen und ihn trifft sein Los –«
Und die Donna, mit dem Perlenfächer
Trifft sie lächelnd seine Lippen bloß.

Steckt rasch das Pantöffelchen durchs Gitter,
Und errötet, wie die Rose dann,
Und die Wangen künden ihrem Ritter
Die Erfüllung seines Traumes an.

Unten stand in heißem Liebesgrame
Pedro da und hielt begeistert Wacht,
Aufwärts zum Pantoffel seiner Dame
Sah er, wie zum Stern um Mitternacht.

Und die Nacht kehrt sich vom Mondenschimmer
Und blickt harrend nach der Sonne aus;
Zum Pantoffel schaut der Don noch immer –
Doch wo ist das weiße Füßchen draus?!


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