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Klagelied der Bauern nach der Niederlage bei Chlumeß

(1775)

Ei, der Teich von Chlumetz
Hat gar trübe Flut –
Ob die Abendröte
Auf dem Wasser ruht?

Diese Abendröte
Ist gar seltsam heut',
Ist so rot geworden
Von dem Blut der Leut'.

Und das Schilf im Teiche
Ist zersaust so sehr,
Als ob sich in Ängsten
Dran gehalten wer.

Dran gehalten haben
Sich in letzter Not
Viele schwielige Hände,
Ganz vom Blute rot.

Doch vergebens haben
Sie danach gerafft –
Schade, ewig schade,
Was da starb an Kraft.

Noch sehn wir sie sinken
In des Teiches Rohr,
Noch einmal sich fassen,
Kommen noch empor.

Kommen noch und klagen
Mit dem stummen Mund,
Was an Leid getroffen
Unsern Heimatgrund.

Wie da litt der Bauer,
Der bebaut das Thal,
Seine Saat die Hoffnung,
Seine Ernte Qual.

Fluch dem ersten Schusse,
Der hier fiel und traf,
Gott weiß, welcher Kopf wohl
Fand durch ihn den Schlaf.

Gott weiß, welchem Herzen
Er zerriß den Schlag –
Ob fürs Volk ein zweites
Noch so fühlen mag!

Chvojka, unser Kaiser,
Aus dein Regiment!
Recht ist's, daß man Bettler
Uns nun alle nennt.

Schad' um deinen klugen,
Feinen Kopf, wie schad,
Jetzt würzt er das Essen
Jenen Herrn im Staat!

Ja wir sind nun Bettler,
Ärger, als man denkt,
Heute abgeurteilt,
Morgen früh gehenkt!

O du schöne Hoffnung
Und du Freiheitstraum,
Seid in Sand verflogen
Und zerstäubt in Schaum.

Uns und unsern Kindern
Wird das Joch erst schwer,
Wie es nicht gewesen
Hundert Jahre her.

O, die Nacht ist drückend.
Der kein Morgen schein!.
Alles ist verloren,
Alles ist beweint,
Auf dem Grund des Teiches
Ruht's im Grab vereint!


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