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Ein verlorenes Paradies

Einst in den Apenninen unvermutet,
Wo sonst die Öde gähnt, die Hitze glutet,
Fand ich ein Plätzchen, wo ein Wildbach sang,
Des Efeus Teppich um den Fels sich schlang.

Da flogen Vögel, schwebten Falter golden,
Erhoben sich im Grase bunte Dolden,
Und von der Quelle zog ein kühler Hauch
Und rührte mit dem Laub an Baum und Strauch.

Nach staubigem Wege in der steilen Wildnis,
Wo nur zu sehen der Madonna Bildnis,
Darunter sich der Pifferaro streckt,
Den Grund nur Hagedorn und Knieholz deckt,

Ward mir zur wahren Labung die Oase,
Ich warf mich hin, berauschend mich am Grase,
Das üppig wogte, an der kühlen Rast
Und sagte mir: »Hier komm ich oft zu Gast!«

Doch seltsam! Als ich dann nach ein paar Tagen
Denselben Weg zur Höhe eingeschlagen,
Und längs des steinigen Panarus Lauf
Im heißen Brand die Steile klomm hinauf –

Wo bleibt der Pfad? Wo die Madonna? Steige
Ich richtig? Dort sind doch die Haselzweige,
Das Rinnsal hier – dort muß das Paradies
Verborgen sein, das sich so gastlich wies.

Allein vergebens! Über schroffe Wände
Kriech ich hinab, ob ich den Winkel fände,
Umsonst! Dort windet sich der Efeu zwar,
Doch dünn und welk – nicht so, wie jener war!

Die Hagebuchen, Haselsträucher stehen
Noch hier verstreut, doch krüppelhaft zu sehen,
Vom frischen Quell nur eine feuchte Spur,
Verstaubte Halme, Schilf und Kletten nur.

Und fast dieselbe Glut – so will mir scheinen –
Strömt auf mich ein aus diesen harten Steinen –
Leg ich mich, setz ich mich, schlaff, wie ich bin?
Wo kam die Frische und die Kühle hin?

Es war und ist nicht mehr – aus welchem Grunde?
Tut's die Beleuchtung oder tut's die Stunde?
Tat es die Glut? War's Selbstbetrug zur Zeit,
Daß mehr ich schaute als die Wirklichkeit?

Ich weiß nicht. Doch ich fühl's, die schöne Stelle
War wie ein Wahnbild – und das schwindet schnelle ...
Der Blätter Rauschen, das von unten kam,
Wie leises Lachen klang's in meinen Gram.