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Im Parkthor

Ein trüber Tag war's, wie der Herbst sie hat,
Wir saßen in dem Thor des Parks und schauten,
Wie ferne in den Sträuchern sterbensmatt
Der Tag verblaßte und die Schatten grauten.

Wir sprachen nichts. Wir sahn zum Wald hinein,
So stumm des Herbstes Ruhe, daß uns bangte:
Die Bäume müd in buntem Farbenschein,
Und hie und da ein Blatt, das niederschwankte.

Da schien mir, daß die Ruh auf Berg und Thal
Nicht Grabesschweigen sei, darein das Leben
Sich einhüllt bis zum Lenz, wie im Opal
Der Lampe sich verbirgt der Flammen Beben.

Das sei kein Sterben, sei Vergehen nicht!
Das sei nur Ruh, verdient im langen Streite ...
Ich sah in meines Weibes Angesicht,
Die still und träumend saß an meiner Seite.

Des Abends Schimmer, der durchs Fenster glomm
Goß Perlenglanz auf ihre jungen Wangen,
Entzündete der Augen Thau und fromm
Hielt er ihr Haupt mit heiligem Schein umfangen.

Und ich saß ernst und schaute lang und lang
Auf dieses Kind, in dessen kleine Hände
Ich all gelegt: der Liebe heißen Drang,
Mein Sehnen und mein Hoffen ohne Ende.

Auf dieses Kind, des Auge neu erhellt
Mein ganzes Sehnen und mein ganzes Streben.
Da fühlt' ich erst, wie teuer mir die Welt,
Darf ich darin an ihrer Seite leben.

Und wie der Wind die Zweige, halbentlaubt,
Die gelben Blätter rührte auf dem Wege,
Da wußt' ich, daß mein Herz an Liebe glaubt,
Da wußt' ich, welch ein Glück ich innen hege.


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