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Leben für Leben

Ob's gut, ob schlecht, aus Gottes Hand kommt alles,
Und deines ist, daß du das Rechte wählst,
Und, wenn du einmal auch des Weges fehlst,
Erbarmen mild sich Engel deines Falles.
Du bist ein Mensch, und Irrtum eine Klippe,
Die Engel nicht, nicht Dämon meiden kann,
Wie erst, von ihr umdrängt, die Menschensippe? –
Gibst Armen du, nimmst du vom Schöpfer an,
Du weißt den Abweg nicht, und du kannst fehlen,
Mag dich das reinste Wollen auch beseelen.
So geh denn ruhig weiter deinen Pfad,
Und wenn dir je die nackte Schönheit naht.
Umfange sie und gib dich hin dem Brande,
Küss' ihre heiligen Spuren in dem Sande,
Ihr ganz zu eigen.

Einst sah ein Gesicht

Der greise Hatem: in geweihtein Raum
Der Lampen sieben, sechs in hellem Licht,
Die letzte sterbend, flackerte noch kaum.
Da warf sich Hatem auf die Knie: »Mein Hort,
Mein Herr, sieh gnädig auf die Lampe dort,
Um meine Liebe laß sie nicht vergehen –
Soll ich dein Werk, o Gott, mit Schaudern sehen?
Sie hat kein Öl ...«

»Gib ihr dein eignes Blut!«

Scholl es hernieder, »Deiner Liebe Glut,
Die für das Gute, Schöne rasch entzündet,
Im Wohltun sich so wie im Lied verkündet,
Mir beides wert, mag Licht dem Dunkel geben!«
Drauf Hatem: »Fass' ich dich, o Herr der Welten?
Doch, wie du willst, der Einsatz, er mag gelten –
Du, Lampe, brenn, und du erlisch, mein Leben!«


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