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Trübe Strophen

Leg' auf die Stirne sanft mir deine Hand,
So fühl' ich noch nicht, daß es Abend werde.
Moos trägt der Fels und Blüten noch die Wand,
Ein trockner Kranz schmückt noch des Grabes Erde,
Bringt der November Nebel und Beschwerde.
Leg' auf die Stirne sanft mir deine Hand,
So fühl' ich noch nicht, daß es Abend werde.

So gehen wir zusammen lange schon.
Nicht Rosen kann ich mehr, nur Epheu geben.
Kein Nachtigallenschlag, schlicht ist mein Ton,
Des Kindes Klagruf, das verirrt mit Beben.
Du kennst die Lust, ich nur das Leid am Leben.
So gehen wir zusammen lange schon –
Nicht Rosen kann ich mehr, nur Epheu geben.

Wenn Rosen welken, grünt der Epheu fort
Und schmiegt sich an die Gräber, sie zu schmücken.
Eh' meine Seele sieht den dunklen Bord,
Laß mich den Kuß auf deine Augen drücken.
Von dir kommt Frieden, mildestes Beglücken ...
Wenn Rosen welken, grünt der Epheu fort
Und schmiegt sich an die Gräber, sie zu schmücken.

So leg' mir auf die Stirne deine Hand,
Und noch nicht fühl' ich, daß es Abend werde.
Wie still der Weg wird sein, der noch nicht schwand,
Wir plaudern froh davon am trauten Herde.
Du warst mir, was an Ruh' mir gab die Erde.
So leg' mir auf die Stirne deine Hand,
Und noch nicht fühl' ich, daß es Abend werde.


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