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Ballade von der Skepsis unserer Zeit

Ballade im romanischen Sinne. Der Dichter hat die schon von Villon gepflegte Form sehr geliebt. Zu beachten ist der spielerisch kunstvolle Ausbau, der nur drei Reime verwendet.

Wie freute heut sich Sokrates:
»Ich weiß nur eins, daß ich nichts weiß« –
Sein Sprüchlein, allerwärts hört man es.
Es gilt als unsrer Skepsis Preis.
Der Dichter Reim, sonst fest im Gleis,
Schwankt zweifelnd jetzt – des Erdenballs
Parole ist bald laut, bald leis:
Vielleicht – kann sein – kaum – keinesfalls!

Hat je gelebt einst Perikles?
Beherrschte Rom den Erdenkreis?
Der Hund des Alkibiades –
Fabel ist alles! Tief im Fleiß,
Schlief ein Homer, der müde Greis.
Was ist denn wahr? Acht' nicht des Schwalls,
Des immergleichen Spatzenschreis:
Vielleicht – kann sein – kaum – keinesfalls!

Shakespeare wich Bacon unterdes
Und Dante's Bice – Narrheit sei's!
Den Ahnen macht heut den Prozeß
Der Skeptiker, der Naseweiß,
Vom Eifer der Verhöhnung heiß.
Und alles stürzt gewaltigen Schalls
Hinab in der Verneinung Eis:
Vielleicht – kann sein – kaum – keinesfalls!

Zueignung:

Bekritteln Sein und Trank und Speis –
Lieber ein Ochs mit plumpem Hals,
Als so zu leben öderweis:
Vielleicht – kann sein – kaum – keinesfalls!


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