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Das Schicksal unserer Volksgenossen aus der Pfalz und am Rhein

Rede. Mannheim, 1.3.1924

Der heutige Abend gilt in erster Linie unseren bedrängten Brüdern und Schwestern im besetzten Gebiet, im besonderen der unter schwerster leiblicher und seelischer Bedrückung leidenden Volksgenossen der Pfalz. Ihnen, die Sie aus der Pfalz und vom Rhein heute hierher gekommen sind, um für einen Tag wieder einmal Deutsche unter Deutschen sein zu können, Ihnen entbiete ich namens des Deutschen Reiches, namens der Deutschen Republik und namens des gesamten deutschen Volkes herzlichsten Gruß! Mit diesem Gruße verbinden wir den Ausdruck unserer Bewunderung und unseres Dankes für Ihr tapferes Ausharren und Festhalten an deutschem Volkstum und am Deutschen Reich, das Sie fremder Knechtung und Entrechtung entgegensetzen. Ein besonderes Wort des Dankes gebührt an dieser Stelle den Männern der Presse, die unter Einsatz von Freiheit und Heimat tapfer und opferbereit die Rechte der Bevölkerung und den wahren Geist der Pfalz gegen jede Fälschung verteidigt haben.

Die Augen Deutschlands, ja – ich kann es mit Genugtuung sagen – die Augen der gesamten Kulturwelt, soweit ihr Völkergewissen und Menschenrechte mehr sind als Wortgebilde, ruhen seit Wochen auf den deutschen Landen am Rhein, insbesondere auf der Pfalz, die unter dem Druck fremder militärischer Besatzung zur Erreichung alter machtpolitischer Ziele einem bewaffneten und gedungenen Gesindel überlassen worden ist, von dessen Gemeinschaft und Gesellschaft sich jeder anständige Pfälzer fernhielt. Die Hoffnung, daß es gelingen werde, durch eine Handvoll übelbeleumdeter, zum erheblichen Teile landfremder, ja ausländischer Elemente die bis aufs Blut gequälte Bevölkerung zur Absage von Heimat und Reich, zur Lösung tausendjähriger Bande der Geschichte und Kultur zu zwingen, ist an der bewunderungswerten Widerstandskraft der Bevölkerung und an ihrem unerschütterlichen deutschen Fühlen und Denken gescheitert. Die Pfalz ist deutsch, kerndeutsch, und wird es bleiben! Das schwere Schicksal und die harten Erlebnisse, die die Lande am Rhein seit der fremden Besetzung durchgemacht haben, haben diese Lande und die Herzen ihrer Bewohner nur noch fester und unlösbarer mit dem deutschen Vaterland verankert. Was wir in den letzten Wochen in der Pfalz erlebt haben, das hat der Welt gezeigt, daß deutsche Treue kein leeres Wort ist. Diese deutsche Treue wird, dessen sind wir alle sicher, auch weiterhin die Probe bestehen und allen Gewalten zum Trotz uns dem hellen Morgen der Freiheit entgegenführen.

Mit besonders herzlichem Mitgefühl gedenken wir in dieser Stunde unserer Brüder und Schwestern, die fremder Gewalt und der Niedertracht entarteter Volksgenossen zum Opfer gefallen sind. Zahlreiche Deutsche sind ums Leben gekommen, hunderte sind der Freiheit beraubt worden und noch jetzt im Kerker, und viele Tausende sind unter der Separatistenherrschaft aus der pfälzischen Heimat verjagt worden. Ich kann auch hier nur von neuem bekräftigen, daß die Reichsregierung wie bisher auch ferner alles, was in ihren Kräften liegt, tun wird, um das Los dieser Opfer der Gewalt zu lindern, um den Gefangenen Freiheit und Heimat wiederzugeben, um zu helfen, wo geholfen werden kann. Die Reichsregierung wird auch alles daran setzen, um der Bevölkerung der Pfalz Lebensbedingungen wieder zu erringen, wie sie Menschenrechte und Menschensitten gebieten. Die deutsche Regierung wird alles tun, um der Welt den Beweis zu erbringen, daß es sich nicht um eine Loslösungsbewegung der Bevölkerung der Pfalz handele, sondern um den Versuch, mit unlauteren und zum größten Teil gekauften Subjekten einen deutschen Volksstamm gegen seinen Willen in Gegensatz zu seiner Heimat und dem Volksganzen zu bringen. Ohne fremde Hilfe und bewaffnete Unterstützung gibt es keinen Separatisten und keine Separation. Hätte man den Rheinländern und den Pfälzern ihr Selbstbestimmungsrecht gelassen, dann wäre der ganze Separatistenspuk über Nacht verflogen. Diese Tatsache liegt so klar zutage und ist so zwingend, daß die öffentliche Meinung der Welt sich ihr nicht verschließen kann. Gibt es ein Weltgewissen, dann müssen unsere Bemühungen um Erlangung menschenwürdiger Verhältnisse in der Pfalz und der Wiederherstellung der Rechte der pfälzischen Bevölkerung zum Erfolge führen.

Soweit die deutsche Geschichte reicht, ist der Rhein umkämpft, obgleich kein Zweifel bestehen kann, daß das Stromgebiet des Rheines und seine Bevölkerung nach Geschichte und Wesensart urdeutsch und nur deutsch sind. Hier am Rheine wurzelt fest unser Nationalbewußtsein; solange das deutsche Volk lebt und atmet, wird es ausharren im Kampfe um den deutschen Rhein! Bestehen werden wir diesen Kampf aber nur, wenn wir in Opfermut und Opferwillen in allen großen Fragen unseres Volkes in Gemeinschaft und Treue zusammenstehen. So soll der heutige Abend unseren Mitbürgern aus der Pfalz und vom Rhein die Gewißheit geben, daß, ungeachtet verschiedener politischer Meinung, das ganze deutsche Volk mit ihnen fühlt, zu ihnen steht und entschlossen ist, Ihnen zu helfen, so, wie sie drüben alles Trennende zurücktreten ließen hinter dem großen Gedanken der deutschen Sache und der Freiheit. Möge dieser Geist der Schicksalsgemeinschaft und des Zusammenstehens Beispiel und Mahnung für alle Deutschen und für alle Tage sein, möge er für unsere Zukunft das Zeichen sein, in dem Recht und Freiheit siegen!


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