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Wiederaufbau, soziale Fürsorge und Siedlung

Rede. Magdeburg, 28.7.1922

Ich habe es aufrichtig bedauert, daß ich vor einigen Wochen die Reise nach Magdeburg aufgeben mußte. Um so mehr freue ich mich, daß es mir heute vergönnt ist, die Mitteldeutsche Ausstellung zu besichtigen und der Provinz Sachsen und seiner Hauptstadt Magdeburg einen Besuch abzustatten. Die letzten Jahre haben uns eine ganze Reihe von Ausstellungen und Messen gebracht, so daß ich, offen gesagt, zuweilen das Gefühl hatte, es geschehe hier des Guten zuviel. Soweit jedoch solche Veranstaltungen auf eigenem Boden gewachsen sind oder nach der einen und der anderen Richtung hin einem besonderen Zwecke dienen, sind sie berechtigt. Magdeburg hat mit vollem Erfolge sich bestrebt, diesem Unternehmen eine besondere Note zu geben, und ich finde, eine gerade für unsere Zeit besonders glückliche. Die Mitteldeutsche Ausstellung will eine Ausstellung des Wiederaufbaues sein, und sie hat ihr Augenmerk vor allem den sehr wichtigen Gebieten der sozialen Fürsorge, der Siedlung und der Arbeit zugewendet. Daß die Sozialpolitik im neuen Deutschland eine besondere Sorgfalt erheischt, bedarf keiner weiteren Ausführung. Schwere Wunden hat der Krieg dem Lande geschlagen, die ungünstigen Wirtschafts- und Ernährungsverhältnisse haben uns eine ganze Reihe bedeutsamer sozialer Aufgaben gestellt, die zu erfüllen nicht allein dem Reiche, den Ländern und den Gemeinden überlassen sein kann, sondern für die auch weiteste Kreise unseres Volkes herangezogen werden müssen. Alle Kräfte unseres Wirtschaftslebens müssen hier zusammenwirken. Daß die Ausstellung das Verständnis hierfür fördern will, begrüße ich mit lebhafter Freude. Neben der Sozialpolitik fallen dem Verkehrswesen beim Wiederaufbau gleichfalls wichtige Aufgaben zu. Mehr als je sind wir gezwungen, unserem Wirtschaftsleben fehlende Energiemengen aus anderen als den bisher gewohnten Quellen zuzuführen. Von dieser Wiederaufbautätigkeit soll diese Ausstellung uns ein Bild auf den verschiedensten Gebieten geben; ja, sie ist über ihren ursprünglichen Rahmen hinausgewachsen, sie zeigt uns, was deutsche Arbeit in den letzten Jahren zu leisten vermochte.

Für das deutsche Wirtschaftsleben ist die Provinz Sachsen von großer Bedeutung; das Pflichtbewußtsein und die Schaffensfreude seiner Bevölkerung in Stadt und Land werden im ganzen Reiche geschätzt. Es ist mir eine große Freude, bei dieser Gelegenheit zum Ausdruck bringen zu können, daß in den hinter uns liegenden schweren Jahren die Bevölkerung der Provinz Sachsen besonders tatkräftig am Wiederaufbau unseres Vaterlandes mitgeschafft hat und in ihrer großen Mehrheit immer treu zum Staat und zur Verfassung stand. Dieser Tatkraft und Staatstreue haben Provinz und Stadt mit der Ausstellung den schönsten Ausdruck verliehen. Nur zäher Ausdauer und verständnisvollem Zusammenwirken aller war es möglich, dieses Werk zustandezubringen.


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