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Bewilligung der Kriegskredite

Aus einer Reichstagsrede. 13.7.1918

Bei der Stellungnahme zur Kreditvorlage lassen wir uns von folgenden Erwägungen leiten. Wir bedauern aufs tiefste, daß das furchtbare Blutvergießen im Westen und Süden fortdauert. Das deutsche Volk ist erfüllt von ehrlichem Friedenswillen. Auch die deutsche Regierung hat von neuem ihre Friedensbereitschaft erklärt. Wohl gibt es in Deutschland einflußreiche Kreise, die, vom Wahne der Eroberung befangen, durch Aufstellung phantastischer Kriegsziele den Kriegstreibern der Entente Vorschub leisten. Aber diese Kreise sind nicht das deutsche Volk! Daß die Politik der deutschen Annexionisten nur eine kleine Minderheit unseres Volkes hinter sich hat, würde für alle Welt in der Stunde unzweifelhaft werden, in der die Völker der Ententestaaten ihre Regierungen dazu bewegen, sich auch ihrerseits zu Friedensverhandlungen auf der Grundlage der beiderseitigen Integrität bereit zu erklären. Nach einem Worte einer solchen Bereitschaft würde das deutsche Volk nimmermehr dulden, daß Friedensverhandlungen an Eroberungsforderungen oder irgendwelchen politischen, wirtschaftlichen oder finanziellen Vergewaltigungsabsichten scheitern. Aber die Regierungen und Parlamente und leider auch Vertreter der Arbeiterparteien in den Ententestaaten haben bisher eine solche Friedensbereitschaft vermissen lassen. Die gegnerischen Staatsmänner haben auch in ihren letzten Kundgebungen sich zu Kriegszielen bekannt, die das politische und wirtschaftliche Leben Deutschlands aufs allerschwerste beeinträchtigen würden. Sie verkünden immer von neuem den Kampf bis zum Ende, und sie betören ihre Völker mit der Täuschung, daß die Widerstandskraft Deutschlands erlahmen und der Krieg in absehbarer Zeit mit dem Siege der Entente endigen würde. Diese unheilvolle Politik des Ringens »bis zur letzten Entscheidung« müßte in Wahrheit den Krieg noch auf Jahre unabsehbar verlängern. Welches auch immer der schließliche Ausgang sein würde, sicher wäre es, daß kein Staat einen Siegespreis erringen könnte, der irgendwie im Verhältnis zu den unermeßlichen weiteren Opfern an Blut und Gut stehen würde. Sicher wäre es, daß alle beteiligten Völker einer immer trostloseren Verelendung verfallen würden.

Auf entehrende, seine politische, wirtschaftliche und kulturelle Zukunft vernichtende oder herabdrückende Bedingungen wird das deutsche Volk niemals eingehen! Es will den ehrenvollen Frieden für alle! Da die Gegner uns einen solchen Frieden bis auf den heutigen Tag verweigern, so werden wir auch diesmal die Mittel bewilligen, die zur weiteren Verteidigung der Lebensinteressen unseres Volkes und zur Erreichung des Friedens erforderlich sind.


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