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Brief an Minister Erzberger

Berlin, 4.2.1920

Unter Bezugnahme auf unsere gestrige Unterredung wegen der Reise der ehemaligen Kaiserin nach Holland, teile ich folgendes mit:

Der Vorgang, den ich Ihnen gelegentlich kurz andeutete, hat sich wie folgt abgespielt:

Der Kriegsminister Scheuch teilte mir eines Tages mit, die ehemalige Kaiserin habe den Wunsch, zu ihrem Gemahl nach Holland überzusiedeln. Es war mir klar, daß die Reise in der damaligen Situation leicht auf große Schwierigkeiten stoßen könnte. Ich habe mich aber sofort bereit erklärt, alles Mögliche zu tun, um die Reise und ihren ungestörten Verlauf zu sichern. Wir verständigten uns dahin: Der Kriegsminister sorgt für einen Sonderzug. Die Kaiserin und ihre Begleitung erhalten von mir schriftliche Reiseausweise, in denen die Reichsregierung ungehinderte Reise verlangt. Außerdem erklärte ich mich bereit, eine besondere Begleitung zu stellen, die eingreifen sollte, falls es auf der Reise dennoch zu Schwierigkeiten käme. Es war schwer, geeignete Leute dafür zu finden, zumal nur kurze Zeit dafür zur Verfügung stand. Unter anderem hat eine Exzellenz, eine hochgestellte Persönlichkeit des alten Regimes, abgelehnt. Schließlich hat mein alter Parteifreund, der Abgeordnete Hermann Molkenbuhr, diesen Auftrag allein ausgeführt.

Wie ich gestern von General Scheuch hörte, soll sich unter der engeren Begleitung der Kaiserin ein General befunden haben.

Mit den besten Wünschen für Ihr persönliches Wohlergehen Ihr ergebener Ebert.


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