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Brief an den Reichskanzler Berlin

9.4.1921

Sehr verehrter Herr Reichskanzler!

Ich bedaure sehr, störend in Ihre wohlverdienten Erholungstage eingreifen zu müssen.

Die Aktion Vatikan – Amerika macht Schwierigkeiten. Herr Minister Simons hat entgegen dem Rat der Herren seines Amtes und des Herrn Ministers Wirth in der an den Vatikan gerichteten Erklärung eine bestimmte Summe nicht genannt. Darüber ist Wirth sehr ungehalten. Er hält damit die ganze Aktion für aussichtslos, wenn nicht noch schnellstens in seinem Sinne eingegriffen wird.

Mit Rücksicht auf diese Sachlage kürzt Simons seinen Aufenthalt in der Schweiz und will Dienstag früh hier sein. Bei der großen Wichtigkeit dieser Frage und ihrem streng vertraulichen Charakter halte ich bei den dann folgenden Besprechungen Ihre Anwesenheit in Berlin für dringend erforderlich. Es ist ja möglich, daß Simons nach Rücksprache mit Bergen für seine Stellungnahme besondere Gründe hat. Da er aber selbst seine Stellungnahme mit innerpolitischen Gründen stützt, ist das nicht wahrscheinlich.

So sehr ich bedauere, Sie, verehrter Herr Kanzler, stören zu müssen, so hielt ich es doch für meine Pflicht, Ihnen sofort und offen von meiner Ansicht Mitteilung zu machen, zumal ich weiß, welch große Bedeutung Sie mit mir der ganzen Aktion beilegen.

In aufrichtiger Verehrung und alter Treue
Ihr ergebener Ebert.


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