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Kirche und Staat, Nächstenliebe und Versöhnung

Erwiderung auf die Ansprache des Apostolischen Nuntius Pacelli. 30.6.1920

Ich danke von Herzen für Ihre freundlichen Worte. Es ist mir eine ganz besondere Genugtuung, als ersten bei der Reichsregierung beglaubigten Botschafter den Apostolischen Nuntius begrüßen zu können, durch dessen Entsendung die längst erwünschten unmittelbaren diplomatischen Beziehungen zwischen dem Päpstlichen Stuhl und der deutschen Regierung hergestellt werden. Gleich Eurer Exzellenz erblicke auch ich in der Errichtung der Deutschen Botschaft beim Päpstlichen Stuhl und der Apostolischen Nuntiatur in Berlin Errungenschaften von weittragender Bedeutung.

Eine besondere Freude ist es mir, daß die Wahl Ihres erhabenen Souveräns gerade auf Euere Exzellenz gefallen ist, deren bisheriges erfolgreiches Wirken von so gründlicher Kenntnis und so verständnisvoller Beurteilung der deutschen Verhältnisse zeugt.

Mit Ihnen, Herr Nuntius, denke ich die vor uns liegende Aufgabe, das Verhältnis zwischen Kirche und Staat in Deutschland neu zu regeln. Das soll geschehen auf Grund der Verfassung der Republik, die volle Gewissensfreiheit verbürgt. Die Reichsregierung ist sich bewußt, daß hier eine die berechtigten Interessen beider Teile dauernd befriedigende Einigung erstrebt werden muß. Sie dürfen dabei des größten Verständnisses und Entgegenkommens auf deutscher Seite von vornherein versichert sein.

Darüber hinaus liegen vor uns allen Aufgaben von größtem Ernst. Die Beziehungen zwischen den europäischen Völkern müssen im Geiste des Friedens und des Vertrauens wieder aufgerichtet werden. Deutschland ist entschlossen, hieran mit allen Kräften mitzuarbeiten. Soll diese weltgeschichtliche Aufgabe gelöst werden, dann müssen sich alle Völker zu dem Gedanken der Nächstenliebe und Versöhnung bekennen, deren unermüdlicher Verkündiger Seine Heiligkeit der Papst stets gewesen ist. Ich gedenke dabei seiner priesterlichen Mahnung zum Völkerfrieden, seiner nie rastenden Liebestätigkeit für die Kriegsgefangenen und die hungernden Kinder, seiner von heiligem Ernst erfüllten Kundgebung über die Wiederherstellung des Weltfriedens. Durch dies von tätiger Menschenliebe getragene Wirken hat sich Seine Heiligkeit der Papst den Dank der ganzen Welt erworben.


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