Emanuel Geibel
Gedichte
Emanuel Geibel

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Höchstädt.

        Marlbrough zieht aus zum Kriege,
Die Fahnen läßt er wehn;
Da reicht zu Kampf und Siege
Die Hand ihm Prinz Eugen.

Sie mustern ihre Truppen
Bei Höchstädt auf dem Plan:
»Gut stehn im Brett die Puppen,
Frisch auf, wir greifen an!«

Und wie sie mit den Haufen
Dem Feind entgegenziehn,
Da kommt gejagt mit Schnaufen
Ein Hofkurier aus Wien.

Er springt im bunten Staate
Vom Roß und neigt sich tief:
»Vom hohen Kriegshofrate,
Durchlauchtigster, ein Brief!«

Der kleine KapuzinerSo wurde Prinz Eugen von seinen Truppen genannt.
Schiebt ihn ins Wams bedacht:
»Der Herrn ergebner Diener!
Das les' ich nach der Schlacht.

Jetzt ist kein Zaudern nütze,
Jetzt heißt es: dran und drauf!
Schon spielen die Geschütze
Tallards zum Kampf uns auf.«

Er wirft sich auf die Franzen,
Marlbrough bleibt nicht zurück;
Bei Höchstädt an den Schanzen,
Das ward ihr Meisterstück.

Wohl kracht's von Wall und Turme,
Wohl sinken Roß und Mann,
Doch vorwärts geht's im Sturme,
Die Feldherrn hoch voran.

Im dichten Kugelregen,
Den Degen in der Hand,
Erklimmen sie verwegen
Des Lagers steilen Rand.

Da packt den Feind ein Grausen,
Da flieht er fern und nah,
Und hinter ihm mit Brausen
Erschallt's: Viktoria!

Und wie des Kaisers Reiter
Nachrasseln Stoß auf Stoß,
Da frommt kein Haltruf weiter,
Geworfen ist das Los.

Ersiegte Fahnen prangen
Zweihundert an der Zahl,
Man bringt daher gefangen
Tallard, den General.

Doch abends, als die Flaschen
Im Kreis ums Feuer gehn,
Da zieht aus seiner Taschen
Sein Brieflein Prinz Eugen;

Studiert's und reicht's dem Briten,
Der blickt hinein und lacht:
»Parbleu! Die Herrn verbitten
In Wien sich jede Schlacht.

Nur kluge Retirade
Sauvier' uns, meint der Wisch;
Erles'ner Senf! Nur schade,
Für diesmal Senf nach Tisch!«

 


 


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