Emanuel Geibel
Gedichte
Emanuel Geibel

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Deutsche Siege.

August 1870.

        Habt ihr in hohen Lüften
Den Donnerton gehört
Von Forbach aus den Klüften,
Von Weißenburg und Wörth?
Wie Gottes Engel jagen
Die Boten her vom Krieg:
Drei Schlachten sind geschlagen,
Und jede Schlacht war Sieg.

Preis euch, ihr tapfern Bayern,
Stahlhart und wetterbraun,
Die ihr den Wüstengeiern
Zuerst gestutzt die Klau'n!
Mit Preußens Aar zusammen
Wie trutztet ihr dem Tod,
Hoch über euch in Flammen
Des Reiches Morgenrot!

Und ihr vom Gau der Katten,
Und ihr vom Neckarstrand,
Und die aus Waldesschatten
Thüringens Höhn gesandt,
Ihr bracht, zum Keil gegliedert,
Der Prachtgeschwader Stoß;
Traun, was sich so verbrüdert,
Das läßt sich nimmer los.

Und die ihr todverwegen,
Von Leichen rings umtürmt,
Im dichten Eisenregen
Den roten Fels erstürmt,
Wo blieb vor euch das Pochen
Auf Frankreichs Waffenruhm?
Sein Zauber ist gebrochen,
Nachbricht das Kaisertum.

So sitzt denn auf, ihr Reiter,
Den Rossen gebt den Sporn,
Und tragt die Losung weiter:
Hie Gott und deutscher Zorn!
Schon ließ der Wolf im Garne
Ein blutig Stück vom Vließ,
Die Maas hindurch, die Marne,
Auf, hetzt ihn bis Paris!

Und ob die wunden Glieder
Mit der Verzweiflung Kraft
Er dort noch einmal wieder
Empor zum Sprunge rafft:
Dich schreckt nicht mehr sein Rasen,
O greiser Heldenfürst!
Laß die Posaunen blasen,
Und Babels Feste birst.

Der feigen Welt zum Neide
Dann sei dein Werk vollführt.
Und du, nur du entscheide
Den Preis, der uns gebührt!
Es stritt mit uns im Gliede
Kein Freund, als Gott allein,
So soll denn auch der Friede
Ein deutscher Friede sein.

 


 


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