Emanuel Geibel
Gedichte
Emanuel Geibel

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An Wilhelm Deeke.

                Wieder drunten am See blüht das Jasmingebüsch,
Blühn die Rosen, und still über die Uferhöhn
        Ziehn die Kinder der Sonne,
    Ziehn goldsohlig die Stunden hin.

Doch im kühlen Gemach, wo der gemilderte
Strahl durch Ranken sich stiehlt, bannt mich die Muse fest,
        Die mir Blumen der Fabel
    Zum buntfarbigen Teppich wirkt.

Stets an heiterem Tag lächelt die Himmlische
Mir huldreicher, es tönt voller das Herz mir dann;
        Selbst der ernste Gedanke
    Lernt anmutiges Spiel im Klang.

Drum, wenn über dem See feurig der Abend schied,
Komm und nimm des Gedichts Rhythmen als Gastgeschenk,
        Und im duftenden Garten
    Laß uns tauschen ein traulich Wort.

Süß ist Freundesgespräch, wenn die befriedete
Brust, ausrastend vom Werk, tieferen Atemzugs
        Dich, o Welle des Mondlichts,
    Schlürft, die labende Milch der Nacht.

 


 


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