Emanuel Geibel
Gedichte
Emanuel Geibel

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Am dritten September.

1870.

                Nun laßt die Glocken
Von Turm zu Turm
Durchs Land frohlocken
Im Jubelsturm!
Des Flammenstoßes
Geleucht facht an!
Der Herr hat Großes
An uns getan.
    Ehre sei Gott in der Höhe!

Es zog von Westen
Der Unhold aus,
Sein Reich zu festen
In Blut und Graus;
Mit allen Mächten
Der Höll' im Bund
Die Welt zu knechten,
Das schwur sein Mund.
    Furchtbar dräute der Erbfeind.

Vom Rhein gefahren
Kam fromm und stark
Mit Deutschlands Scharen
Der Held der Mark.
Die Banner flogen,
Und über ihm
In Wolken zogen
Die Cherubim.
    Ehre sei Gott in der Höhe!

Drei Tage brüllte
Die Völkerschlacht,
Ihr Blutrauch hüllte
Die Sonn' in Nacht.
Drei Tage rauschte
Der Würfel Fall,
Und bangend lauschte
Der Erdenball.
    Furchtbar dräute der Erbfeind.

Da hub die Wage
Des Weltgerichts
Am dritten Tage
Der Herr des Lichts
Und warf den Drachen
Vom güldnen Stuhl
Mit Donnerkrachen
Hinab zum Pfuhl.
    Ehre sei Gott in der Höhe!

Nun bebt vor Gottes
Und Deutschlands Schwert
Die Stadt des Spottes,
Der Blutschuld Herd.
Ihr Blendwerk lodert
Wie bald! zu Staub
Und heimgefodert
Wird all ihr Raub.
    Nimmermehr dräut uns der Erbfeind.

Drum laßt die Glocken
Von Turm zu Turm
Durchs Land frohlocken
Im Jubelsturm!
Des Flammenstoßes
Geleucht facht an!
Der Herr hat Großes
An uns getan.
    Ehre sei Gott in der Höhe!

 


 


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