Emanuel Geibel
Gedichte
Emanuel Geibel

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Mädchenlieder.

I.
                  In meinem Garten die Nelken
Mit ihrem Purpurstern
Müssen nun alle verwelken,
Denn du bist fern.

Auf meinem Herde die Flammen,
Die ich bewacht so gern,
Sanken in Asche zusammen,
Denn du bist fern.

Die Welt ist mir verdorben,
Mich grüßt nicht Blume, nicht Stern;
Mein Herz ist lange gestorben,
Denn du bist fern.

 
II.
Wohl waren es Tage der Sonne,
Die Bäume blühten im Mai,
Dein Blick sprach Liebeswonne –
Das ist vorbei.

Verblüht sind lange die Bäume,
Der Herbst ist kommen geschwind;
Die Träume, die schönen Träume
Verweht der Wind.

 
III.
Gute Nacht, mein Herz, und schlummre ein!
In diesen Herbstestagen
Ohne Blumen und Sonnenschein
Was willst du schlagen?

Dein Schmerz ist aus, deine Lust ist tot,
Verweht sind Lenz und Lieder;
Der Liebe Röslein purpurrot
Blüht nimmer wieder.

Singend zog er ins Land hinein,
Der falsche, liebe Knabe –
Und du? – Im stillen Grabe
Schlafe, mein Herz, schlaf ein!

 


 


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