Emanuel Geibel
Gedichte
Emanuel Geibel

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Memento mori.

        Die ihr den Geist zu fernen Bahnen lenket
Und nächtlich sinnt bis zu des Tags Erröten,
Vergeßt nicht, daß ein andres noch vonnöten,
Und daß des Lebens Sold euch nicht geschenket.

Und die ihr euch in Scherz und Lust versenket,
Mit kurzem Rausch die kurze Zeit zu töten,
Verstummen heißet die Musik der Flöten,
Setzt ab den Becher, und des Endes denket!

Auch euer wartet jene große Lücke;
Ein Abgrund bleibt der Tod, ein ewig trüber,
Wie schön mit Blumen ihn der Dichter schmücke.

Kein Liedchen tändelt fort das Gegenüber,
Kein Schluß der Weisheit schlägt die kühne Brücke,
Und nur des Glaubens Flügel trägt hinüber.

 


 


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