Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Zur Commenius-Feier.

(1892.)

        Commenius, Du großer Mann,
O komm und fang' von vornen an!
Du hofftest auf den ew'gen Frieden, –
Ach ew'ger Streit ist uns beschieden!
Du glaubtest an die Pansophie: –
Wir wandeln noch im Irrsal hie.
Ach Du erziehliches Genie,
Wir brauchten Deinen Geist – und wie!
Nicht bloß Grammatik wollt'st Du treiben,
Nicht an den Regeln haften bleiben,
Den Schüler wollt'st Du auch ergetzen
Und ihm Gemüth und Seele letzen.
Unfehlbar glaubtest Du Dich nicht,
Wie heute thut manch schaler Wicht.
In dieser Welt, dumpf, streitig, kalt
Erschienst Du eine Leidgestalt:
Bei'm Galgen hat durch Henkershand
In Preßburg man Dein Werk verbrannt,
Hat Dich gequält, verfolgt im Leben. –
Jetzt, nachdem ablief manch' Jahrhundert,
Wie nun die Nachwelt Dich bewundert!
Ja, lieber Freund, so geht es eben.
Und wer wie Du will heute streben,
Zum Lichte kühn das Haupt erheben, –
Der wird verfolgt, wie damals Du.
Commenius, drum schlaf in Ruh:
Fang' lieber nicht von vornen an,
Weil Wahrheit, ach, Du wackrer Mann,
Auch heut' nicht friedlich leben kann.

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