Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Amselsang.

                      Wir flogen vom Weg
    Ueber'n Wiesensteg,
Ueber'n Gartenzaun,
    In den Lindenbaum:
Da saß im Geäste,
    – Nah' unserm Neste
Von alter Zeit –
    Eine junge Maid
Mit goldnen Flechten.
    Die Aeuglein waren naß,
Und mit Rechten
    Waren sie das! –
Leise Klage sprach ihr Mund;
    Von Lieb' und Leiden
Waren Augen und Herz ihr wund:
    Den Vieltrauten mußte sie meiden. –
Nun bauen wir leis', geschwind,
    Unser Nest hier wieder
Und singen dem armen Kind
    Unsre Zauberlieder,
Daß sie mög' wissend werden,
    Wie sie den Liebsten erreiche,
Und keine bald auf Erden
    An Wonnen ihr gleiche!
Wir singen das Lied von der Treue,
    Das ewig alte, das ewig neue: –
Im Amsel-Liede
    Komm' ihr Friede!

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