Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Die Wehrlose.

        Ach, mir ist: er siegt am Ende!
    Gott verlieh mir nur zwei Hände:
Halt' ich mir nun zu die Ohren,
    Bin ich durch den Blick verloren;
Halt' ich zu die beiden Augen,
    Muß mein Ohr' sein Werben saugen.
Deck' ich mit der rechten Hand
    Beide Augen ausgespannt,
Mit der Linken links das Ohr: –
    Wehrlos bin ich, wie zuvor:
Denn nun trägt er rechts mir vor
    Heiß sein Hoffen, Heischen, Hangen! –
Und Gott selbst kann nicht verlangen,
    Daß ich, mit verhalt'nen Ohren,
Senke beide Augenlider.
    Wie in blinde Nacht verloren:
Ach, ich fürchte, immer wieder,
    Geh'n sie auf, schlag' ich sie nieder.
Und dann zieht er längs dem Mieder
    Kosend nieder meine Hände, –
Ist er kräft'ger doch am Ende! –
    Weh und, ohne Thorverschluß,
Harrt, leis' offen, schon mein Mund:
    Ich besorge: jetzt, zur Stund',
Hier, im dämmerstillen Erker,
    Drohet mir der erste Kuß!
Was schuf Gott mich auch nicht stärker!

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