Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Heide und Sanct Olaf.

                            Sie hatten ihn niedergerungen,
    Jarl Hako, in harter Schlacht,
Sein Steinbeil war zersprungen,
    Sein Aarhelm war zerkracht.

Aus dem Wald – an den Fjord – in die Meerfluth–:
    Er wich nur Schritt um Schritt,
Da bezwang ihn endlich die Speerfluth,
    Die ihm blut'ge Wunden schnitt.

Und von Lanzen bedeckt und von Wogen,
    Zusammenbrach er zuletzt.
Ein Mönch hat heraus ihn gezogen
    Und gerufen: »Den taufen wir jetzt!«

Doch Sanct Olaf in raschem Verwehren
    Sprach: »Gott will nicht Gewalt:
Ich werde den Heiden belehren:
    Das Sonnwendfest naht bald.

Dann wollen den Tapfern wir taufen,
    Und was von den Heiden stammt,
Soll brennen im Scheiterhaufen,
    Der für Baldur bisher geflammt!«

Nun war der Tag gekommen,
    Das Volk stand ringst zu Hauf',
Der Holzstoß, hell entglommen,
    Er lohte stets höher auf.

Denn es schleuderten in die Flammen
    Die Mönche manch' Götterbild,
Mit Schalen und Kesseln zusammen
    Und runenbedecktem Schild.

Da trat dicht an die Schranke
    Jarl Hako und er rief:
»Herr König Olaf, ich danke
    Für diesen Tag dir tief.

Von allen deinen Lehren
    Die Frucht du erntest heut':
Heut' will ich dir bewähren,
    Was mein Glaube mir gebeut.

Die letzten Opfer lodern
    Für Odhin und für Thor,
Die alten Götter fodern
    Die letzten Heiden vor.

Es herrschen neue Gewalten,
    Christ siegt und Asgardh bebt:
Ich aber, mit den Alten
    Sterb' ich, wie ich gelebt.«

Im Schwunge sprang der Hohe
    In's flammend rothe Holz:
– Zum Himmel schlug die Lohe: –
    So starb der Heide stolz.


 << zurück weiter >>