Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die Presse.

                Wie Helena mag sich die Presse nennen
Ein vielgeliebt und vielgescholten Weib.

    Zum Höllenabgrund, draus durch schwarze Kunst
Die rechte »Schwarzkunst« Doctor Faust beschwor,
Wünscht mancher Eifrer wieder sie verstoßen.

    Doch sänke rasch mit ihr hinab fast Alles,
Was drei Jahrhunderte an Wahrheit fanden,
An Schönem bildeten, an Freiheit schufen,
Seitdem das heil'ge Buch der Doctor Luther,
Ein zweiter Faust, dem deutschen Volk erschloß. –

    Wahr ist's: die Lüge und die freche Bosheit,
Der schale Witz, die zischelnde Verleumdung,
Die Hohlheit, welche schwerste Menschheit-Räthsel,
Davor der Ernst der Weisesten verzagt,
Gleich Nüssen affenhurtig knacken will: –
Sie ward durch Guttenberg nicht stärker zwar,
Doch häuf'ger, unausweichlicher als je.

    Jedoch die Presse gleicht dem Element,
Das fürchterlich zerstören kann und doch
Am Herde lodert jeglicher Cultur. –

    Wohlan, Ihr Alle, die, gleich Priestern, Ihr
Die heil'ge Flamme pflegt: auf, schüret sie,
Daß nicht ihr Glanz in Dunkelheit verlösche:
Denn, wo ihr Feuer, fehlt auch Licht und Wärme.

    Doch schürt nicht blos, – bewacht sie auch und hütet:
Der sei gestoßen aus dem Heiligthum,
Die Priesterbinde dem von dem Haupt gerafft,
Der je zu niedern Zwecken schnöder Gier
Die reine Flamme schändet und daran
Das Gift des Neides und der Lüge kocht.

    Dann wird die Presse gleich dem Speer Achill's,
Der einzig nur die Wunden heilen kann,
Doch sicher heilt, die seine Spitze schlug.


 << zurück weiter >>