Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Herr Olaf.

        Was gehst Du, Herr Olaf, so ganz allein
    In den dunklen Wald bei'm Mondenschein?
Hörtest Du von dem Mädchen nicht,
    Das einsam wandelt im Mondenlicht?

Mit weißem Leib und süßem Kuß,
    Und wer sie begegnet, sterben muß. –
Der Wald ist tief, die verschlaf'nen Fichten
    Flüstern und träumen von alten Geschichten, –
Herr Olaf wandelt mit traurigem Sinn
    Auf einsamem Pfad zu den Tannen hin.

Da flüstern im Grunde die Tannen leis',
    Und es huscht durch die Zweige schneeigweiß;
Herr Olaf lauscht mit süßem Beben
    Und sieht heran das Waldkind schweben:
Den Nacken von goldigen Locken umwallt,
    Ein Schleier verhüllt die süße Gestalt. –

So steht sie vor ihm, stumm und bleich,
    Im Auge meertiefes Himmelreich.
»Und wenn ich verderben und sterben muß!
    Ich trinke vom Munde Dir süßen Kuß!«
Herr Olaf rief's mit heißem Begehren: –
    Nie sahen die Menschen ihn wiederkehren.


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