Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Zum Myrthen- und zum Silberkranz.

(Hochzeit der Tochter und zugleich Silberhochzeit der Aeltern.)

Zu dem heitersten Chor auch des festlichsten Tags, zu der Flöten melodischem Lustklang,
    Ein bedächtiges Wort, ein erinnersam Wort und ein mahnendes Wort für die Zukunft
Sei der Dichtung gegönnt, die, ein heilig Geleit, uns des Lebens verworrene Töne
    Wie beschwichtigend weiht in der Rhythmen Gewog und in Silberaccorden der Harfe.

O wie wahr sie doch ist und wie tief und wie alt, in unzähligen Seufzern bekundet,
    Um den Wechsel des Glücks und den Wandel der Zeit und das Welken der Jugend die Klage!
Wie die Blätter am Baum, so erblüh'n und vergeh'n sie, die schwindenden Menschengeschlechter. – –
    Weissagen ist gut, verkünden ist leicht und es rundet von selbst das Gedicht sich,
Wenn den Kindern man in der Aeltern Geschick mag zeigen das glücklichste Vorbild.
    Denn weit schöner fürwahr als ein jedes Gedicht ist was wir hier schau'n als Erlebniß.

Und so glücklich Ihr seid und so warm Ihr Euch liebt, o Du Par in der grünenden Myrthe,
    O viel glücklicher doch ist das silberne Par und vertiefter die ältere Liebe:
Denn die wirkliche Liebe, sie wächst mit der Zeit und erstarkt in Schmerzen die Wurzel.
    Ja, selig das Par, das, von Freunden umschart, auf Vergangenes freudig zurück blickt
Und von Hoffnung beseelt für ein kommendes Glück in den Kindern sich selber verjüngt schaut.

Denn das ist uns der Trost in der Klage zugleich, daß die Menschen wie Blüthen am Baum sind,
    Daß die Menschen auch, gleich wie die Früchte am Baum, in der eigenen Art sich verjüngen.
Und was einmal an Glück wir, an reinem, geschöpft aus der hastenden Woge des Lebens, –
    Nicht flüchtiger Schaum ist's, gehascht und verrauscht: nein, die Treue verwandelt's in Perlen,
Und das flüß'ge Geträuf, zum Kristalle geballt, es umkrönt uns das Haupt diademgleich.

So in edelstem Ernst denn erfasset mein Wort:
    Da die Lust wir geprüft und die Muse sie hat
Zur Begeistrung geweiht, – denn Begeistrung nur
    Ist das wirkliche Glück, nicht versprühender Schaum,–
So erhebt den Pokal wie zu heiliger That:
    Und es brause der Ruf:
Das Alt-Par hoch und das Jung-Par.


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