Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Zur Jubelfeier eines hohen Richters.

    Nun ward der Verdienste des Richters gedacht
Und der Themis das Schuldige dargebracht:
Der hehren Göttin mit Schwert und Wage
Gebührte der Vortritt an diesem Tage.
Doch sieh, jetzt unter der Augenbinde
Blinzelt sie und dem Lorbergewinde
Lächelnd hervor und spricht:
»Zwar das Weib soll schweigen im Gericht.
Ich aber doch nicht!
Ihr Herrn Juristen, Ihr seid nicht gerecht.
Eintreten muß ich für mein Geschlecht.
Wenn des Amtes Last der Jubilar
Und der Jahre so rüstig gewachsen war,
Meint Ihr, es war sein Verdienst allein?
Dies Urtheil würde zu schelten sein.
Längst hätt' ihn gebeugt die Würde der Bürde,
Wenn er stets nicht wieder gekräftigt würde
Durch holderen Reiz als den der Acten,
Der staubigen, trockenen, oft vertrackten.
Ihm blühet zu Haus ein Röselein,
Deß anmuthduftiger Hauch ist fein,
Das erfreut und erhellt ihn wie Sonnenschein.
Und wollt Ihr gerechte Richter sein,
So füllt den Pokal mit goldnem Wein
Und thut – Frau Themis räth Euch das! –
Bescheid in freudigem Jubelchor:
Es blühe und lebe
Die lächelnde Hebe,
Sein Töchterlein lebe!

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