Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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An Frau Caecilie.

Trinkspruch.


I.
        Durchfliegt mein Blick die festgeschmückte Halle,
    Geblendet senkt er sich vor so viel Glanz!
Wer zählt die Blumen, wer die Knospen alle
    Von Weibesschöne, hier gereiht zum Kranz.
Und drüberhin der Duft der Anmuth schwebt,
    Der – mehr als Schönheit! – Schönheit erst belebt.

Doch nicht die Schönheit ist's, die heut' ich preise:
    Oft pries ich sie, und heilig bleibt sie mir:
Nein, einer Tugend heut' gilt meine Weise,
    Die däucht mich aller Frauen höchste Zier:
Wohl braucht' ich dazu Eure Harfen beide,
    Wolfram und Du, Freund von der Vogelweide.

Wohl mag den Mann auch schwanker Sinn berücken,
    Der heute hebt und morgen stürzen läßt,
Doch wahrhaft kann nur jenes Weib beglücken,
    In dem die Stäte wohnet wurzelfest:
Dem Manne, dem ein solches Weib beschieden,
    Ihm ward das höchste Lebensheil: der Frieden!

Ihr Wesen ist nur Einem zu vergleichen:
    Dem Aether-Blau hoch ob den Alpen-Höhn,
Wohin der Erde Stürme niemals reichen,
    Unendlich heiter und unendlich schön:
In heil'gen Rhythmen wandeln ohne Schwanken
    Durch sie wie Gang der Sterne die Gedanken. –

Und in der Stäte Schirmhut im Gemüthe
    Sprießt eine zweite Tugend hold empor:
Die echte, tiefe, laut're Herzensgüte,
    Die Andrer Glück als eignes sich erkor
Und unermüdlich hilfebringend naht: – –
    Heil, wem ein solches Weib gekreuzt den Pfad!

Wir kennen solch ein Weib, wir kennen's Alle,
    Das wahrhaft stät und wahrhaft gütevoll.
So thut Bescheid mit lautem Freudenschalle
    Dem Wort, das tief mir aus der Seele quoll:
Dem wahren Wort! – Laßt uns die Becher heben:
    Heil Frau Caecilie, Heil! Hoch soll sie leben! – –


II.
        Weißt Du, weshalb Du Caecilie heißt, wie die Heil'ge der Töne?
    Weil Dir die Harmonie innerstes Lebensgesetz.

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